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Predigten zu Apostelgeschichte 19,2

"und sprach zu ihnen: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid? Sie aber [sprachen] zu ihm: Wir haben nicht einmal gehört, ob der Heilige Geist da ist."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Paulus und die zwölf Johannesjünger.

Das Zusammentreffen des Apostels mit den zwölf Johannesjüngern soll uns beschäftigen. Gar verschieden sind jene Jünger beurteilt worden. Lasst uns versuchen, ihnen gerecht zu werden, indem wir beide Seiten, ihr Gutes und ihre Mängel, näher ins Auge fassen.

1. Paulus findet etwas Gutes bei ihnen.

Sie werden "Jünger" genannt, gingen also nicht mit der Welt auf dem breiten Weg dahin. Auch beweisen die Worte des Paulus: "Da ihr gläubig geworden seid", dass er zumindest einen Anfang von Glaubensleben bei ihnen anerkannte. Das will bei dem höchst mangelhaften Unterricht, den sie offenbar gehabt haben müssen, schon viel heißen.

Anstatt über diese Leute gleich den Stab zu brechen und sie wegen ihres Mangels zu verurteilen, lasst uns sie lieber zuerst schätzen und anerkennen, dass sie bei dem geringen Licht, welches sie besassen, sich doch schon von der Welt abzusondern und der kleinen Herde Christi anzuschließen suchten. Viele Tausende in der Christenheit haben ungleich grössere Kenntnis des göttlichen Heilsweges, stehen aber im Gehorsam gegen die erkannte Wahrheit weit hinter den Johannesjüngern zurück. Viele, die alles das wissen, was jenen unbekannt war, sind in der Praxis viel zu stolz, sich dem Häuflein der Jünger des Herrn anzuschließen.

Wohl dem, der dem Licht folgt, das er empfängt. Solchem wird Gott weiteres Licht zur rechten Zeit zufließen lassen (Lukas 12, 47. 48; Matthäus 11, 23. 24; Lukas 16, 10).

2. Paulus vermisst bei ihnen etwas.

Neben der Anerkennung des Guten bei den Johannesjüngern gilt es auch, auf ihren Mangel zu achten. Paulus vermisst etwas bei ihnen. Woran lag das?

Wir können aus dem Verlauf des Gesprächs erkennen, dass sich diese zwölf Jünger in ganz besonderer Weise an ein menschliches Werkzeug im Reich Gottes, nämlich an Johannes den Täufer, angeschlossen hatten. Von der großen Bußbewegung, die von diesem Mann ausging und die sich weithin erstreckte, wurden auch sie erfasst. Entweder durch Johannes selbst oder einen seiner Jünger empfingen sie einen Segen, blieben dann aber allzusehr bei dem Täufer stehen. Dadurch entstand eine gewisse Enge und Einseitigkeit bei ihnen. "Eng" waren sie in ihrer Erkenntnis, die sich einseitig auf die Bußpredigt des Johannes gründete. "Eng" waren sie in ihrem Umgang und ihrer Gemeinschaft, denn wenn sie mit einem weiteren Kreis lebendig gläubiger Christen Verbindung gehabt hätten, so wäre die nachher von ihnen bezeugte Unkenntnis unmöglich gewesen. "Eng" muss auch ihre Segenswirkung nach außen gewesen sein, denn der treffliche Menschenkenner und scharfe Beobachter Paulus fühlte bei ihnen sofort den Mangel an Kraft und Fülle des Heiligen Geistes. Die herrlichen Geistesgaben, welche damals in der Gemeinde wohnten, fehlten ihnen ganz.

Was sagt uns der Anblick dieses ihres Mangels? Er ruft uns zu: Man kann in seinem Leben vieles innerlich erfahren haben, man kann ein Verehrer großer Gottesmänner sein, man kann einem kleinen engen Kreis von Jüngern angehören und dennoch die rechte Fülle von Gotteskraft, die der Herr uns geben möchte, nicht in Besitz haben. Deshalb gilt es, nicht stehenzubleiben bei dem, was wir bisher empfangen haben. Es gilt uns das Josuawort: " Wie lange seid ihr so lässig, dass ihr nicht hingeht, das Land einzunehmen, dass euch der Herr, euer Väter Gott, gegeben hat?" (Josua 18, 3).

Lasst uns nicht ausruhen auf früheren Erweckungszeiten und Glaubenserfahrungen, sondern tief eindringen in die ganze Gnadenfülle, die uns in Christus geschenkt ist, und die Ermahnung des Paulus befolgen: "Werdet voll Geistes!" (Epheser 5, 18; vergleiche Offenbarung 3, 2; Philipper 3, 13. 14; Kolosser 1, 11).

3. Paulus hilft ihnen zu dem, was ihnen fehlte.

Wie wichtig ist doch die richtige Behandlung unvollkommener Jünger. Bei Paulus kann man diese Kunst lernen. Lasst uns die Weisheit beachten, mit der er bei diesen Johannesjüngern vorging.

1. Er verachtete sie nicht wegen ihres Mangels. Er kränkte sie nicht mit halb spöttischem Hinweis auf das, was ihnen gebrach. Er ließ sie fühlen, dass er sie als Jünger und Gläubige anerkenne. Er ging in seiner Anerkennung aber auch nicht zu weit. Vielmehr deutete er ihnen an, dass es einen inneren Besitz gebe, der ihnen noch fehle. Aber sein Hinweis auf diesen Mangel hatte gar nichts Verletzendes oder Beleidigendes, weil er mit liebevoller Anerkennung ihres Glaubens verbunden war.

Wenn wir nicht von oben herunter, sondern in brüderlicher Liebe an die Seelen herantreten, kann Gott solchen Dienst segnen (Sprüche 11, 2; Johannes 13, 14).

2. Nicht mit eigenen Worten gibt er ihnen die entscheidende Ermahnung, deren sie bedurften (Vers 4), sondern mit Johannes Worten. ("Johannes sagte dem Volk, dass sie glauben sollten".) Von Johannes nahmen sie ja alles gern an. Seine Jünger wollten sie sein. Nun sollten sie sich auch von diesem Gottesmann weiter weisen lassen.

Die Liebe sucht sich den richtigen Weg zu dem Herzen des Mitbruders.

3. Das Erteilen der ihnen bis dahin fehlenden christlichen Taufe und das Auflegen der Hände beweist. dass Paulus ihre innere Echtheit nicht bezweifelte. Bei der Aufrichtigkeit dieser Jünger wäre ein Misstrauen oder bedenkliches Zögern nicht am Platz gewesen. So durfte er auch die Freude erleben und sehen, wie sie die fehlenden Gaben des Heiligen Geistes bekamen und mit neuen Zungen den Herrn verherrlichen konnten.

Nun hatte er an ihnen rechte Helfer und Mitarbeiter für die ernste Arbeit, die ihm in Ephesus noch bevorstand.

Wie falsch wäre es gewesen, wenn jemand diese Jüngerschar durch eine unfreundliche, misstrauische und schroffe Behandlung in die Bahn einer engen Sekte getrieben hätte. Wie leicht kann das geschehen, wenn die Weisheit des Paulus in der Seelenbehandlung fehlt (1. Korinther 13, 7; 2. Korinther 5, 14).


Autor: Elias Schrenk (* 19.09.1831; † 21.10.1913) deutscher Theologe und Erweckungsprediger des Pietismus

Habt ihr den heiligen Geist empfangen, da ihr gläubig wurdet?

Wie eigentümlich klingt diese Frage in den Ohren jetziger Christen! In unserer Zeit sagt man ganz einfach: jeder wahrhaft gläubige Christ hat den heiligen Geist, während doch Paulus fragt: habt ihr, da ihr gläubig wurdet , den heiligen Geist empfangen? Nun könnte man allerdings sagen: Diese Epheser hatten die christliche Taufe noch nicht empfangen und darum hatten sie den heiligen Geist nicht. Diese Behauptung hilft uns aber nicht aus der Unklarheit. Wir haben gestern gesehen, dass die gläubigen und getauften Samariter den heiligen Geist auch noch nicht empfangen hatten. Der Unterschied zwischen unsern heutigen Christen und den Aposteln liegt darin, dass die Apostel etwas anderes unter dem heiligen Geist verstanden als die meisten jetzigen Christen. Wenn der heilige Geist in der apostolischen Zeit in einem Menschen Buße und Glauben an Jesum Christum gewirkt hatte, so dass der Mensch Vergebung der Sünden glauben konnte, so sagten die Apostel: in diesem Menschen wirkt der heilige Geist; er bereitet das Herz des Menschen zu zum Empfangen der Gabe des heiligen Geistes. Jetzt aber heißt man das Wirken des Geistes zur Buße und Glauben nicht mehr Vorbereitung zum Empfang der Pfingstgabe, sondern man setzt die vorbereitende Arbeit an die Stelle der Pfingstgabe, so dass man bei Christen, die lange nicht soweit sind, wie die Apostel bei der Himmelfahrt Jesu waren, heute ganz beherzt behauptet: sie haben den heiligen Geist empfangen. Es sei ferne von mir, nicht jede Spur von Geisteswirkung in irgend einem Menschen anerkennen zu wollen; seien wir dankbar für jeden Zug des Vaters zum Sohne. Wenn wir aber die große Geitesschwäche der meisten heutigen Christen mit Händen greifen können, so tun uns zwei Dinge Not: erstens, eine klare Antwort auf die Frage: was fehlt uns? und zweitens eine ebenso klare Antwort auf die Frage: was ist uns verheißen? Es fehlt uns die Fülle des Geistes, und diese Fülle ist uns verheißen. Hast du im Glauben an Jesum Vergebung der Sünden, so öffne dein ganzes Herz für die Fülle des Geistes; zweifle nicht! Sie ist dir erworben durch Christum.

Haupt Deiner Gemeinde! Öffne Deinem Volk die Augen für die Fülle des Geistes. Amen


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Habt ihr den heiligen Geist empfangen, da ihr gläubig geworden seid?

Das war die erste Frage, die Paulus an diese zwölf Jünger richtete. Er wusste wohl, dass sie ohne die Gnade des heiligen Geistes überhaupt nicht hätten glauben können; und dennoch fragt er sie, ob sie ihn bei ihrer Wiedergeburt und Bekehrung empfangen haben. Offenbar wollte er damit sagen, dass es einer besonderen Mitteilung des Geistes aus Gott bedürfe, um ein geheiligtes und fruchtbares Leben zu führen, neben dessen anfänglicher Wirksamkeit in der Seele.

Dieselbe Frage richtet sich in diesen Worten an jeden christlichen Leser. Du bist durch die Arbeit des heiligen Geistes zum Glauben gekommen; aber hast du damals oder seither die Salbung des Pfingstgeistes empfangen? Vielleicht kannst du nicht auf irgend eine besondere Kundgebung hinweisen; aber bist du dir der Früchte bewusst, die jene höchste Gabe allemal begleiten oder ihr folgen? Wenn nicht, so lerne sie empfangen und zwar gerade jetzt. In vielen Fällen würde auf diese Frage dieselbe Antwort erfolgen, die der Apostel erhielt. „Nein, wir haben auch nie gehört, dass der heilige Geist gegeben werde.“ Johannes der Täufer hatte deutlich vorausgesagt, dass Jesus mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen würde; aber von seinem Auftreten an ging es noch mehr als drei Jahre, bis zu jenem großen Pfingstfeste, und diese seine Jünger wussten nicht, dass die von Gott angekündigten Tage schon angebrochen seien. Ach, dass nach so vielen Jahrhunderten noch so manche Christen die Herrlichkeit und das besondere Merkmal unserer Gnadenzeit nicht kennen, und sich begnügen, dahin zu leben, ohne für sich selbst zu trachten, nach allem dem, was Pfingsten in sich schließt! Ephesus wurde bewegt in jedem Gebiet seines geschäftlichen Lebens, der Tempeldienst der Diana stand in Gefahr – warum? Weil zwölf Männer die Fülle des Geistes empfangen hatten.