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Predigten zu Apostelgeschichte 20,13

"Wir aber gingen voraus auf das Schiff und fuhren ab nach Assos, indem wir dort den Paulus aufnehmen wollten; denn so hatte er es angeordnet, da er selbst zu Fuß gehen wollte."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Wir zogen auf dem Schiff nach Assos und wollten daselbst Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen und er wollte zu Fuß gehen."

Eine merkwürdige Reiseanordnung des Paulus. Alle seine Reisegenossen sollen mit dem Schiff von Troas nach Assos fahren. Er will allein zu Fuß dorthin gehen und wieder zu ihnen stossen. Warum dies? Wir glauben hier einen wichtigen Hinweis für alle Jünger Jesu zu finden, besonders für die, welche in der Arbeit für den Herrn stehen. - Wann nahm Paulus sich die einsame Zeit? Nach Tagen besonders gesegneten Zusammenseins mit den Christen in Troas. Die acht Tage dort sind eine Art Evangelisationswoche gewesen. Mit einer stark besuchten Versammlung, welche die ganze Nacht hindurch gedauert hatte, schloss die Woche. Danach packt den Paulus das Verlangen, eine Zeitlang allein zu sein. Die Brüder waren ihm lieb und wert. Jetzt aber muss er eine andere Begleitung haben. Es gilt: Mit Gott allein sein! - Dass wir den zarten Antrieben des Heiligen Geistes immer folgen möchten, wenn wir nach gesegneten Zusammenkünften den Trieb verspüren, mit Gott allein zu sein! - Paulus hatte in Troas alles herausgesagt, was er als Trost, Mahnung und Warnung in sich trug. Sollte er die Unterhaltung nun während der Seereise fortsetzen? - Der gesalbteste Gottesknecht würde allmählich zum Schwätzer herabsinken, wenn er es so machte. Stattdessen wechselte jetzt die brüderliche Unterhaltung mit einer Zeit der Stille. Wie kann ein Arbeiter voll Geistes bleiben, wenn er von Arbeit zu Arbeit eilt, ohne dazwischen, wie Jesus, die Einsamkeit der Berge oder der Nacht zum Gebet zu suchen? Jemand erzählte einem erfahrenen Bruder einmal die große Zahl seiner Versammlungen und Sprechstunden auf. Jener antwortete: "Und wann ist die Zeit, wo du einmal schweigst? - Was antworten wir auf die Frage?


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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"Wir zogen auf dem Schiff nach Assos und wollten daselbst Paulus zu uns nehmen; denn er hatte es so befohlen und er wollte zu Fuß gehen."

Wir wollen beachten, dass Paulus diese Reiseanordnung ausdrücklich befohlen hatte. Paulus war gewiss kein befehlshaberischer Mensch. Man sieht es besonders aus dem Brief an Philemon, dass er tausendmal lieber bittet und wünscht, als befiehlt. Aber diesen Wunsch, jetzt allein zu sein, kleidet er in Befehlsform. Nicht, dass er überhaupt wie ein Tyrann in der Reisegesellschaft zu kommandieren gewohnt gewesen wäre. Nein! Er wollte nur keinen Zweifel daran lassen, dass er jetzt unbedingt Stille brauchte. Wie einst Jesus seine Jünger von sich trieb, um allein auf dem Berg zu beten, so nötigte Paulus seine geliebten Gefährten, ihn eine Zeitlang allein zu lassen. - Dass wir davon lernten! Will man uns äußere Vorteile nehmen, wollen wir ruhig bleiben. Will man uns die Stille zum Gebet rauben, so lasst uns bei aller Güte Festigkeit beweisen. - Lasst uns auch beachten, wie weit diese Anordnung reicht. Paulus wollte nur bis Assos alleine gehen, danach wieder mit den Brüdern zusammenbleiben. Er begehrte also nur eine gewisse Zeit, etwa zwei Tage, für sich. - Wir müssen uns nach zwei Seiten vor Übertreibung hüten. Es gibt Christen, die sind fast nie allein mit Gott. Andere rühmen ausschließlich die Absonderung zum Gebet und reden geringschätzig von der brüderlichen Gemeinschaft. Beides ist not. Ein Bruder sagte einst zu mir: "Ich gehe auf keine einzige Konferenz oder in dergleichen Versammlungen. Ich erbaue mich nur in der Stille." Einige Jahre später sah ich ihn wieder. Sein Gesichtsausdruck war völlig verändert, friedelos. Ich hörte, er sei in eine schwärmerische Bewegung hineingeraten. - Ach, wir sind ohne des Heilands Bewahrung arme, irrende Schafe! - Möchten wir allezeit den richtigen Kurs innehalten und fruchtbar werden für den Dienst im Reiche Gottes.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Wenn wir den Apostel Paulus auf seinen Missionsreisen begleiten, fallen uns Einzelheiten auf, aus denen hervorgeht, wie natürlich, verständig und weise alle Entschlüsse und Pläne in seinem großen Glaubensunternehmen waren.

Hier ist dieser treue Diener Gottes unterwegs auf einer sehr wichtigen Reise. Hinter ihm lag eine abgeschlossene Arbeit, und vor ihm standen noch wichtigere Aufgaben. Der Geist Gottes nennt in diesem Kapitel eine ganze Reihe von Gehilfen und Mitarbeitern, die der Apostel damals hatte. Und dann heißt es weiter: «Wir aber gingen voraus zum Schiff und fuhren nach Assus, um dort Paulus an Bord zu nehmen; denn so hatte er es angeordnet, weil er zu Fuß reisen wollte.» Daraus geht klar hervor, daß der Apostel zu Fuß reisen wollte, weil er das Bedürfnis hatte, allein zu sein. Er folgte den Spuren seines Meisters, der sich oft von der Volksmenge und sogar von Seinen Jüngern zurückzog, Seinen Dienst in der Öffentlichkeit unterbrach und auf den Berg ging, um in der Nacht an einem einsamen Ort mit Seinem himmlischen Vater allein zu bleiben im Gebet. Auch Paulus spürte, daß er allein sein mußte mit dem, der ihn in der Vergangenheit geleitet hatte und der nun die Zukunft vorbereitete.

Welch ein Vorbild für uns! Unser Leben ist so ausgefüllt; unsere Berufung drängt uns zu andauernder Tätigkeit und bringt viel Verantwortung mit sich. Auch wir sollten bereit sein, immer wieder «zu Fuß zu reisen», d. h. uns zurückzuziehen, um allein zu sein mit Gott. Wie für den Apostel ist auch für uns die Versuchung groß, ohne Unterbrechung bei einer dringend notwendigen Arbeit zu bleiben. Aber unser Dienst selbst verlangt eine solche herausgenommene Zeit, und unser Meister erwartet von uns, daß wir die Routine zu verlassen verstehen, um uns eine Zeitlang von unserer Arbeit zurückzuziehen und mit Ihm in die Einsamkeit zu gehen. Das kann auf verschiedene Weise geschehen: allein in unserem Zimmer, allein in der Natur, allein auf einem Spaziergang, aber immer allein mit Ihm.

Wir, die wir mit unseren Händen arbeiten und mitten im geschäftigen Leben unserer Zeit stehen, brauchen diese Augenblicke allein mit Ihm umso mehr. Darum laßt uns diesen kurzen Satz nie vergessen: «Er wollte zu Fuß reisen.»