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Predigten zu Apostelgeschichte 22,16

"Und nun, was zögerst du? Stehe auf, laß dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du seinen Namen anrufst."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Ananias stellt Saulus vor die Entscheidung.

Unser Text zeigt uns, wie Ananias den Saulus vor die Entscheidung stellte. Lasst uns diese wichtige Tatsache anschauen.

I. Wann Ananias den Saulus vor die Entscheidung stellte.


Ananias hat die entscheidende Aufforderung nicht zu früh an Saulus gerichtet. Er drängte ihn nicht vorzeitig, etwa gleich bei seinem Eintritt ins Zimmer. Erst brachte er dem Saulus Hilfe durch die Heilung von der Blindheit. Dann verkündigte er ihm die gute Botschaft von der Gnadenabsicht Gottes mit ihm (Kap. 22, 13 - 15), und dann erst forderte er ihn auf, ein Christ zu werden. Saulus war jetzt innerlich reif. Er hatte die innere Kraft, den Entscheidungsschritt zu tun. Vorher hätte eine solche Aufforderung ihm Schaden und Verwirrung bringen können.

Wie viel wird oft dadurch geschadet, dass man in menschlicher Ungeduld vor dem richtigen Zeitpunkt Menschen zur Entscheidung drängen und treiben will, und dadurch in Gottes Werk störend hineingreift! Dies rächt sich oft furchtbar. Wie manche Kinder gläubiger Eltern sind dadurch innerlich geschädigt worden! Gott bewahre uns vor "Knospenfrevel" (Hebräer 10, 36; Epheser 4, 2; Kolosser 3, 12)! Doch lasst uns das Ananiaswort: "Und jetzt, was zögerst du" (wörtl. Übersetzung) auch zu der Zeit gebrauchen, wo es angebracht ist.

II. Wie Ananias den Saulus vor die Entscheidung stellte.

1. Ananias warnt vor Verzug.

Mit den Worten: "Und nun - was zögerst du noch? Stehe auf, lass dich taufen!" (Übersetzung von Menge) ruft Ananias den Saulus zur Entscheidung. Er zeigt ihm in seinen Worten den falschen Weg, den er meiden und den richtigen, den er gehen soll.

Welches ist der falsche, der zu vermeidende Weg? Es ist der Weg des Zauderns und Zögerns, des Wartens und Hinausschiebens.

Weil gerade in Zeiten innerer Entscheidung so viele auf diesen Abweg geraten, müssen wir uns mit dieser Gefahr des Verziehens auseinandersetzen. Gewiss gibt es Fälle, wo das Zögern richtig ist und von Gottes Wort empfohlen wird. Wenn ein Christ beleidigt wird und seine Natur ihn zu heftiger Antwort hinreißen will, so gilt es zu zögern, "denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist" (Jakobus 1, 20). Wenn junge Menschen von einer Neigung erfasst werden und sogleich den Schritt zu einer bleibenden Verbindung tun wollen, so darf man ihnen oft Zögern anraten, damit sie nicht in ihr Unglück rennen (1. Mose 26, 34. 35). Oder wenn jemand eigenmächtig sein Kreuz abschütteln, etwa eine Stelle wegen gewisser Unannehmlichkeiten verlassen will, so gilt es zögern und warten, bis Gott selbst das Kreuz abnimmt (Lukas 14, 27). Oder wenn Menschen uns zurufen: "Siehe, hier ist Christus, da ist er!" (Markus 13, 21), wenn sie uns zu Parteileuten machen wollen, die sich einer Sonderart und -Meinung anschließen sollen, so gilt es wiederum zu zögern und über solcher Frage erst stille zu werden, ehe man sich anschließt und wieder eine neue Spaltung anrichtet (Galater 5, 2; Apostelgeschichte 15, 1). In allen diesen und vielen anderen Fällen ist Zögern gut und empfehlenswert.

Aber es gibt auch andere Fälle, wo die Schrift uns vor jedem Verzug warnt. Wenn ein Israelit dem Haustier eines feindlich gesinnten Volksgenossen begegnete, das sich verirrt hatte oder unter seiner Last zusammenbrach, so sollte er alsbald seine eigenen Interessen und seine Tätigkeit zurückstellen und helfen (2. Mose 23, 4. 5; 5. Mose 22, 1. 4). In der Ausübung von Liebe lasst uns nicht zögern !

Wenn ein Wächter vom Turm aus das Herannahen eines Feindes bemerkte, so durfte er nicht zaudern. Er musste alsdann die Drommete blasen, um die Einwohner vor der Gefahr zu warnen (Hesekiel 33, 1 - 3). Eine Unterlassung dieser Pflicht hätte ihn das Leben kosten können. Wenn wir Brüder von innerer Gefahr bedroht sehen, so lasst uns bei aller Vorsicht doch nicht zögern, zu warnen! Im Gebrauch der Wächterposaune gilt es, keine Zeit zu verlieren.

Wenn jemand "seine Gabe auf dem Altar opfern" wollte und "allda eingedenk würde, dass sein Bruder etwas wider ihn habe", so sollte er nicht warten. Er sollte unverzüglich die Aussöhnung mit seinem Bruder suchen und erst nachher sein Opfer darbringen (Matthäus 5, 23 - 26).

Vor allen Dingen ist das Zögern dann bedenklich, wenn Gottes Geist uns zur Entscheidung treibt. Wenn er uns mahnt: "Wache auf, der du schläfst und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten" (Epheser 5, 14), so dürfen wir nicht weiterschlummern. Wenn Ananias dem Saulus zuruft: "Und nun, was verziehest du?", dann gilt es zuzufahren (Galater 1, 16) und nicht zu verziehen.

Die Warnung des Ananias vor Zögern war nicht unbegründet.

So manche Erwägungen konnten Saulus zum Zögern veranlassen: Wie viele Vorteile verließ er doch, wenn er nun ein Christ wurde! Welch glänzende Stellung und Laufbahn ging ihm verloren! Welches Stadtgespräch konnte in Jerusalem entstehen! Mit wievielen Verwandten war ein Bruch zu befürchten! Was konnten seine Kollegen im Hohen Rat denken? Welcher Unwille würde beim Hohenpriester entstehen! Tausend derartige Bedenken konnten ihn zum Zögern veranlassen.

Auch wenn er noch einmal rückwärts auf den großen Berg seiner Schuld schaute, so konnte er von dem Zweifel erfasst werden, ob Christus wirklich alles vergeben werde. Oder wenn er auf seine Schwachheit oder sein Temperament blickte, konnte er ängstlich fragen, ob er auch den neuen Weg werde durchführen können. Wieviel tausend Gründe zum Zögern lagen hier vor!

2. Ananias weist Saulus den Weg, den er gehen soll. Ananias zeigte Saulus in wenigen Worten den Weg, den er beschreiten sollte. Es war ein Weg, der seinem bisherigen Pfad ganz entgegengesetzt war. Wollte er vorher die Christengemeinde ausrotten, so sollte er jetzt selbst zu ihr gehören ("lass dich taufen"). Suchte er bisher durch seinen Gesetzeseifer vor Gott gerecht zu werden, so soll er sich nun als Sünder bekennen und sich von seinen Sünden abwaschen lassen ("und abwaschen deine Sünden"). Verfluchte er früher den verhassten Namen Jesu, so soll er nun denselben anrufen und im Umgang mit ihm seine wichtigste Beschäftigung sehen! ("und rufe an den Namen des Herrn"). Welch ein Wechsel! Welch eine Umkehr seines bisherigen Weges!

So bringt auch heute noch eine gründliche Bekehrung einen großen Wechsel im Leben und Wandel mit sich. Was wir früher aufsuchten, das fliehen wir heute. Was wir einst nicht leiden mochten, das ist nun unser Teuerstes geworden. Aber nicht nur bei der Bekehrung, sondern im ganzen Christenleben gilt der von Ananias bezeichnete Wegweiser. Es gilt täglich gewissermassen seinen Taufbund erneuern und sich zu Jesu und seinem Volk zu bekennen; immer wieder sich von den Sünden abwaschen zu lassen und allezeit den Gebetsumgang mit ihm zu pflegen (1. Thessalonicher 5, 17). Der von Ananias gezeigte Weg bleibt der richtige.

(s.a. "Mit welchem Erfolg stellte Ananias den Saulus vor die Entscheidung?" -> Apostelgeschichte 9, 19 und 20.)


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Der Apostel Paulus machte auf dem Weg nach Damaskus eine unvergleichliche Erfahrung. In einem Augenblick wurde sein Leben umgewandelt und in ganz andere Bahnen gelenkt. Und diese Begegnung mit Gott sollte ihn zu Begegnungen mit Menschen führen: «Und sogleich verkündigte er in den Synagogen Christus, daß dieser der Sohn Gottes ist» (Apostelgeschichte 9,20). Das war genau die Botschaft, die Jerusalem nicht annehmen wollte und die von der Priesterschaft verurteilt wurde, die hauptsächlich am Tod Jesu Christi schuldig war. Die Bekehrung des Paulus hatte große Folgen. Gottes Kraft zeigte sich in seinem Leben und Dienen auf Erden. Er hatte seinen verherrlichten Retter geschaut, und diese Begegnung mit Ihm hatte ihn in den Staub geworfen. «Herr, was willst du, daß ich tun soll?» fragte er. Der Wille des Herrn trat von da an an die Stelle seines Eigenwillens. Unsere Segnungen verblassen und vergehen oft einfach deshalb, weil wir nicht gehorchen. Warum zögern wir, wenn ein Gotteswort, ein Marschbefehl über unserem Weg aufgeleuchtet ist? Wir sollten gehorchen, dem Beispiel folgen, das uns der Herr gegeben hat, und den Weg einschlagen, den Er gegangen ist.

«Was zögerst du?» So wurde Paulus gefragt, als er betete. Beten ist wichtig. Aber einmal kommt der Augenblick, da sagt der Herr: «Und nun, was zögerst du?» Manchmal beten wir, während der Herr darauf wartet, daß wir aufstehen, um zu handeln und zu reden. Wenn wir in Seiner gesegneten Gegenwart sind, möchten wir gerne im Gebet bleiben, anstatt uns klarzumachen, daß die Botschaft, die wir empfangen haben, für andere bestimmt ist. Warum zögern wir so oft? Laßt uns anderen weitergeben, was wir vom Herrn empfangen haben, und den Menschen sagen, daß Gott die Macht hat, ihr Leben umzuwandeln. Die Begegnung, die der Apostel Paulus auf dem Weg nach Damaskus mit dem Herrn hatte, wurde für ihn der Anfang eines neuen, in der Kraft des Heiligen Geistes gelebten Lebens. Die «himmlische Erscheinung» warf ihr Licht auf sein ganzes Leben. Für uns wird es ebenso sein, wenn wir gehorsam sind. «Und nun, was zögerst du? Steh auf…»