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Predigten zu Apostelgeschichte 22,23

"Als sie aber schrieen und die Kleider wegschleuderten und Staub in die Luft warfen,"

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Wie das Toben der Feinde der Sache Jesu dienen musste.

Schadenfreude ist etwas Schlechtes und Verwerfliches. (Hiob 31, 29; Psalm 22, 18 b; 35, 15. 21; 69, 27; Klagelieder 1, 21; 2, 16; Sprüche 17, 5; Hesekiel 25, 6. 7; Obadja 12, 13).

Eine andere Freude aber ist erlaubt und stärkt den Glauben, die Freude im Blick darauf, dass den Feinden des Wortes Gottes ihre Pläne gegen die Sache des Herrn nicht nur misslingen, sondern ins Gegenteil umschlagen (Apostelgeschichte 11, 19 - 21; Philipper 1, 12 - 14).

Der natürliche Mensch freut sich, wenn er recht behält, wenn seine eigenen Pläne durchgeführt und seine eigenen Interessen befördert werden. Der neue Mensch freut sich, wenn Jesus s recht behält, wenn Jesu Pläne gefördert werden. Dies letztere war hier der Fall.

I.

Paulus hatte soeben das Wort Jesu erwähnt: "Sie werden nicht aufnehmen dein Zeugnis von mir" (Vers 18). Nun beweist ihr wütendes Verhalten, wie richtig und wahr der Herr geredet hatte. So mussten sie, ohne es zu wissen, die Wahrheit des Wortes Jesu bestätigen.

II.

Auch mussten sie gegen ihren Willen den Plan Jesus befördern helfen. Nach Jesu Plan sollte Paulus den Namen Jesu vor Könige und Fürsten tragen und auch in Rom von ihm zeugen (Kap. 23, 11). Das Toben der Feinde hat dazu beigetragen und den Weg bahnen müssen, dass diese Gedanken Jesu verwirklicht wurden.

Lasst uns den Herrn rühmen, der sich seiner wütenden Gegner bedient, um seine heilsamen Gedanken hinauszuführen. "Er herrscht mitten unter seinen Feinden" (Psalm 110, 2).

III.

Endlich musste dieses Wüten der Feinde dem Knecht Jesus allerlei Segen und neue Glaubenserfahrung bringen. Zunächst war es natürlich ein Leidensweg, den sie ihm verursachten. Dennoch bekam der Apostel jetzt nach langer, anstrengender Reisetätigkeit Tage der Ruhe und Stille, Gelegenheiten zum Zeugen vor hohen und höchsten Machthabern und Erfahrungen von gnädiger Bewahrung vor den Mordplänen der Feinde. Alles musste ihm zum Besten dienen.

Lasst uns freuen und fröhlich sein, dass das Toben der Feinde den Jüngern Jesu nicht Schaden, sondern Nutzen einbringen muss!


Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Finden sich die Sünden der gegen Paulus tobenden Menschen in uns wieder?

Bei der Betrachtung der gegen Paulus tobenden Volksmasse könnte der stolze Gedanke in uns auftauchen: Ich danke dir, Gott, dass ich nicht bin wie jene wutentbrannte Menge! Ich liebe und verehre den Apostel, den jene hassten, und ich fördere das Werk der Heidenmission, das jene bekämpften. Mit solchen Gedanken wären wir auf dem Weg des Beters von Lukas 18, 11.

Stattdessen wollen wir den Anblick jenes fanatischen Haufens als Spiegel benutzen und fragen: Findet sich in unserem Innern nicht auch etwas von dem, was wir bei jenen tadeln müssen?

I.

Die Ursache für den Zorn der Juden war der Neid auf die Völker, denen sie das Vorrecht der Heilsbotschaft nicht gönnen wollten. Ist von solchem Neid nichts in uns?

Wenn wir auch gewiss der ganzen Welt das Evangelium gönnen und seine Verbreitung befördern, so müssen wir doch bekennen, dass da, wo in anderen Gemeinschaften, Vereinen oder Gemeinden eine gesegnete Verkündigung des göttlichen Wortes stattfand, sich in uns der schlimme Gedanke regte: Dieser Segen hätte sich eigentlich nur in meinem Verein, in meiner Gemeinschaft, in meiner Kirche und nicht bei jenen einstellen sollen. Da zeigt sich der Keim jener Giftpflanze, die dort so üppig emporschoss.

II.

Wenn wir über einen Bruder, der ganz anders geführt ist als wir, ein Urteil abgeben, so haben wir ihn zwar nicht gleich als todeswürdigen Verbrecher hingestellt, wie jene es taten; aber wir wurden ihm doch nicht gerecht in unseren Worten. Weil er nicht genau in unseren Bahnen ging, glaubten wir, ihn verurteilen zu müssen (Markus 9, 38).

Wie oft ist es in früheren Jahren vorgekommen, dass ein Lutheraner seine reformierten Glaubensgenossen oder der Reformierte seine lutherischen Glaubensgenossen als minderwertige oder gar als gefährliche Menschen hinstellte. Hier liegen aber die Anfänge des Irrweges jener ungerecht über Paulus urteilenden Massen. Weg mit solchem Fanatismus!

III.

Wir entsetzen uns darüber, dass jene Menschen dem Apostel, der ihnen untragbar erschien, den sofortigen Tod wünschten. Aber müssen wir nicht bekennen, dass auch wir schon bei gewissen Menschen, die unsern Unwillen auf das heftigste erregten und unsere Arbeit störten und schädigten, den stillen Wunsch im Herzen trugen, dass sie doch nicht mehr lange leben möchten?!

Wir sind oft ähnlicher den Donnerssöhnen gewesen, die Feuer vom Himmel fallen lassen wollten, als dem David, der den Saul in der Höhle verschonte! (Lukas 9, 54; 1. Samuel 24; 26).

Darum wollen wir uns nicht über jene gegen Paulus schreiende Menge erheben, sondern demütig bekennen, dass ihr Fehler auch in uns steckt.

Nicht zu anderen Mitmenschen, sondern zum Pharisäerstolz im eigenen Herzen wollen wir sagen: "Hinweg mit diesem! Denn es ist nicht billig, dass er leben soll."