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Predigten zu Apostelgeschichte 22,30

"Des folgenden Tages aber, da er mit Gewißheit erfahren wollte, weshalb er von den Juden angeklagt sei, machte er ihn los und befahl, dass die Hohenpriester und das ganze Synedrium zusammenkommen sollten; und er führte Paulus hinab und stellte ihn vor sie."

Autor: Alfred Christlieb (* 26.02.1866; † 21.01.1934) deutscher Theologe
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Das unerschrockene Auftreten des Paulus vor dem Hohen Rat.

Als Paulus von dem Oberhauptmann vor den Hohen Rat gestellt wurde, hatte er viel Grund, ängstlich zu werden.

Vor ihm stand die oberste Gerichtsbehörde seines Volkes. Da waren die Männer beisammen, die einst Jesus und Stephanus verurteilt hatten. Er wusste als früheres Mitglied dieses Kollegiums genau, welchen Hass sie gegen seinen Glaubensstandpunkt einnahmen. Seine Lage war nicht rosig.

Dennoch war er mutig und getrost. Das sehen wir in dem Blick seiner Augen und den Worten seines Mundes. Nicht scheu und furchtsam blickte er auf die Versammelten, sondern "er sah sie fest an" (wörtliche Übersetzung).

Dieser Blick des Paulus ist beachtenswert. Er zeigt uns, wie völlig sicher er seiner Sache war. Keinen Augenblick wurde er schwankend im Blick auf die Richtigkeit des ihm befohlenen Weges. Auch die Macht und das Ansehen der hohen Behörde machten ihn nicht irre. - Was sind sterbliche Menschen für einen wahren Knecht Christi! (Jesaja 51, 12. 13; Psalm 56, 5. 12; Hebräer 11, 27; 1. Könige 17, 1; 2. Könige 3, 13. 14).

Wo lag das Geheimnis dieser Unerschrockenheit bei Paulus? Das zeigen uns seine ersten Worte: "Ich habe mit allem guten Gewissen gewandelt ..." Wer ein gutes Gewissen hat, der darf auch vor die höchste Behörde ruhig und getrost hintreten. Das zeigt uns ein Luther in Worms. Wer aber von einem schlechten Gewissen verklagt wird, den können die schwächsten Menschen in Angst bringen.

Lasst uns auf das gute Gewissen acht haben! (Kap. 24, 16; 2. Korinther 1, 12; 1. Timotheus 1, 19; 3, 9; 4, 2; Titus 1, 15; 1. Petrus 3, 16; Hebräer 13, 18).

Dann wird Gottes Gnade auch uns zur rechten Stunde die nötige Unerschrockenheit verleihen, die sich von der Dreistigkeit und Frechheit des natürlichen Menschen wie der Tag von der Nacht unterscheidet.