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Predigten zu Galater 3,24

"Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christum hin, auf dass wir aus Glauben gerechtfertigt würden."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Also ist das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christus gewesen."

Hier sehen wir den eigentlichen Zweck der Sündenerkenntnis sowie das Zeichen ihrer Rechtschaffenheit. Der Zweck ist nämlich nicht der, dass Gott die Sünde sollte vergeben können, denn dazu hat ein anderer Mann sie fühlen und bereuen müssen, so dass Er dabei Blut schwitzte. Auch sollte die Sünde nicht durch ihre bittere Erkenntnis ausgebrannt und überwunden werden, denn dazu ist der Geist erforderlich, der durch die Predigt vom Glauben kommt. Wohl ist es wahr, dass du aus dem Sündengefühl lernen kannst, verschiedene äußere Sünden abzulegen, sowie dass der Leichtsinn und das Toben der Sünde sich legen und abnehmen; aber das eigentliche Verderben steigt in demselben Grade innerlich. Der Zweck war dieser, dass du zu Christus getrieben würdest, dass du nicht anderswo als nur in der Freistadt Christus Ruhe finden solltest. Du hast deine Sünden recht erkannt, wenn du nicht mehr hoffen kannst, Gnade durch deine eigene Arbeit zu erlangen, sondern die Versöhnungsgnade in Christus suchst.

Kannst du noch, wie früher, in der Welt und der Sünde verbleiben, dann bist du noch nicht einmal erweckt, nicht einmal in dich selbst und deine eigene Besserung hineingetrieben, und dann kennst du gar nichts von der Sünde. Bist du dagegen erweckt, hast aber bei dir selbst, in deiner Besserung, deiner Reue, deinem Gebet und dergleichen stehenbleiben können, und hast du darin deine Hoffnung, deinen Trost und deine Ruhe, dann kennst du das Verderben nicht recht, dann bist du noch außer Christus und ebenso verloren wie ein sicherer Sünder.

Hier offenbart sich die falsche Sündenerkenntnis, die Sündenerkenntnis Kains. Es gibt viele Menschen, die viele Sünden fühlen und erkennen, ja, sich zuweilen ganz verdammt fühlen, die sich bei allem aber doch helfen können. Sie leben einen Tag nach dem anderen in demselben Zustand dahin, und das wird gebilligt. Sie sind zwar nicht ganz zufrieden, aber sie können es doch ertragen. Sie können essen und trinken, arbeiten und schlafen, ja, lachen und scherzen, obwohl sie wissen, dass sie die Gnade Gottes nicht besitzen, vielleicht sogar frei bekennen, dass sie Kinder des Fluches sind. Hören sie die freie, unverdiente Gnade angepriesen oder ihnen angeboten, so streiten sie schnell dagegen und entschlagen sich aus einer besonderen Demut ihrer Annahme, wobei sie sprechen oder denken: "Nein, nein, ich bin nicht so vermessen; meine Sünde ist schwerer, als dass ich mir die Gnade so frei aneignen dürfte." Im stillen aber sind sie zufrieden mit sich und meinen, es besser zu haben als diese Gläubigen, die, wie sie meinen, nicht ihre Sündenerkenntnis haben können.

Man sollte nicht glauben, und doch ist es der Fall, dass da noch eine innere Selbstzufriedenheit, ein stolzer Geist herrscht, der die Gewissensqual zu seinem Trost gemacht hat, wodurch Christus und das Verdienst Seines Blutes und Seine große, freie Gnade hintenangestellt werden. Wenn sich solche mit ihren Sünden auch zu Tode plagten, so bleiben sie doch fern von der Freistadt, von dem einzigen, was vor Gott gilt, und werden in ihren Sünden sterben. Ihre Geschichte wird mit treffenden Zügen in der Geschichte Kains geschildert. Auch er sagte vor Gott: "Meine Sünde ist grösser, als dass sie mir vergeben werden möge." Er hatte wirklich ein geschlagenes und erschrockenes Gewissen, einen unruhigen Geist, der schon vor einem rauschenden Blatt erbebte. Er war fremd vor Gott und unglücklich sein Leben lang. Dennoch besass er die Kraft, wegzugehen ins Land Nod, östlich von Eden, eine Stadt zu bauen und Frau und Kinder zu haben. Er vermochte es zu ertragen, dass Gott ihm zürnte, er brauchte nicht vor Gott niederzufallen und sich Seiner Gnade zu vergewissern.

Sieh hier den Unterschied zwischen einem unruhigen Gewissen und der Erweckung des Geistes, zwischen der Sündennot, die die Sünde und das Gewissen verursacht haben, und jener anderen, die der Geist Gottes durch das Wort bewirkt hat. Man findet die erstere nach einigen Sündenausbrüchen auch bei ganz Gottlosen; sie lässt diese aber unverändert, denn alles, was vom Menschen, von einer menschlichen Kraft, z. B. von seinem Gewissen, herrührt, kann ihm niemals zur Neugeburt verhelfen; dazu ist der Geist erforderlich. Die Erweckung und die Sündennot, die ein Werk des Geistes sind, treiben den Menschen immer zur Buße und zum Glauben und bewirken eine ganze Umwandlung.

Darum wird die Probe einer wahren Sündenerkenntnis stets die schon genannte sein. Sie bewirkt nämlich eine Veränderung, ein Aufstehen, ein Fliehen. Der Mensch kann nicht so bleiben, wie er ist, sondern er sucht seine Errettung nicht in sich selbst, sondern allein in Christus. Er kann erst ruhen, wenn er in Ihm die Gewissheit der Gnade erhalten hat. - Diese Gnade und diese Gewissheit bewirken den Frieden, die Liebe und ein neues, williges Herz für Gott und das Gute. Und dies war der Zweck der Sündennot, nicht, dass Gott dadurch sollte Gnade geben wollen, sondern, dass wir sollten Gnade annehmen wollen.

Herr, öffne mir die Tiefe meiner Sünden, Lass mich auch seh'n die Tiefe Deiner Gnad'; Lass keine Ruh' mich suchen oder finden Als nur bei Dir, der solche für mich hat, Der meine Seel' so gern erquickt, Wenn meine Sündenschuld mich drückt.