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Predigten zu Galater 3,27

"Denn so viele euer auf Christum getauft worden sind, ihr habt Christum angezogen."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Wie viele euer getauft sind, die haben Christus angezogen."

Der Apostel sagt hier, dass wir in Christus getauft sind. Obwohl die Taufe nach der Verordnung Christi im (oder auf den) Namen der göttlichen Dreieinigkeit, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes geschieht, wird sie doch vor allem eine Taufe in Christus genannt. Die Ursache wissen wir. In Ihm allein ist die Seligkeit. Er allein ist der Weg. Er ist die Tür. Niemand kommt zum Vater, denn durch Ihn. Er ist uns vom Vater zum Herzog unserer Seligkeit, zu unserem Hohenpriester, Propheten und König gemacht. An Ihn verweist der Vater alle, indem Er spricht: "Küsst den Sohn", - "hört Ihn"! In Ihn sollen wir getauft, mit Ihm sollen wir vereinigt werden; denn in Ihm ist das Leben. Und mit dem Worte "in", "getauft in Christus", wird die innige Vereinigung mit Ihm und die Teilhaftigkeit an allen Seinen in der Taufe enthaltenen Gütern angedeutet. Dieses wird mit dem Worte "hineingepflanzt, mit Ihm gepflanzt" (Röm. 6, 5) noch deutlicher bezeichnet. Denn ein getaufter, gläubiger Mensch ist nicht mehr ein Geschöpf für sich, sondern ein Teil von Christus, "ein Glied an Seinem Leibe". Was dieses Glied betrifft, das betrifft auch das Haupt, und was das Haupt besitzt, das besitzt auch das Glied.

Aber reden wir hier nicht allzu herrliche Worte? Ist es Wahrheit, dass die Taufe eine so innige Vereinigung mit Christus, ja, geradezu ein "Hineingepflanztsein in Ihn" enthält? Ist es sicher, dass der Apostel eine solche Meinung über die Taufe hatte? Er sagt: "Denn wie viele euer getauft sind auf Christus (gr. Text) die haben Christus angezogen." Dieses Wort redet von derselben innigen Vereinigung mit Christus wie das Wort "hineingepflanzt", "hineingepfropft", d. h., dass wir eins werden mit Seiner Person, Seinem Verdienst und Wohlgefallen vor dem Vater.

Dass dies uns allzu groß und befremdend vorkommt, rührt nur von dem Unglauben in unseren Herzen und von der mächtigen Einwirkung des Teufels her, der uns nicht gestattet, einen höheren Trost zu haben, der seinem Reiche Schaden tun könnte. Wir müssten doch bedenken, wie alles, was der liebreiche Gott für uns getan hat, überaus groß und über alle unsere Gedanken und Sinne erhaben ist. Er hat uns zu Seinen Kindern und zu Erben Seines Reiches erschaffen. Er hat Seinen Sohn dahingegeben, um zunächst unser Bruder und auch unser Heiland, unser Versöhner und Fürsprecher zu sein. Er hat uns Seinen Heiligen Geist gegeben und gibt Ihn uns täglich. Durch Ihn wirkt ein wunderbar göttliches Werk in unseren Herzen, ein Werk, das wir nicht leugnen können. Würde es Ihm dann unähnlich sehen und für Seine Liebe zuviel sein, uns auch ein solches Mittel der Einverleibung wie die Taufe zu geben, eine äußerliche, sichtbare Handlung, durch die der einzelne Mensch aller Gnade Gottes teilhaftig gemacht und in Seinen Gnadenbund aufgenommen wird?

Wenn wir sehen, wie die Apostel die Taufe erklärt haben, dass wir darin "in Christus gekleidet werden", dadurch "mit Ihm gepflanzt" und darin "rein", ja "selig" gemacht werden, dann muss man sich wundern, dass diese Gnadeneinrichtung Gottes so verachtet wird, wie es gewöhnlich geschieht. Diese Verachtung rührt von derselben Ursache her, die auch bewirkte, dass die Juden Jesus verachteten, nämlich von der geringen und unansehnlichen Gestalt. Jesus wurde in einer Krippe geboren, war ärmer als die Vögel und die Füchse, war "voller Krankheit und Schmerzen" und starb schließlich am Kreuz auf Golgatha. "Darum haben wir Ihn nichts geachtet", sagt der Prophet im Namen der Juden. Genauso geht es auch mit der Taufe. Wir sehen, wie Luther sagt, das Wasser an "mit denselben Augen wie der Ochse, welcher weiss, dass es zum Trinken taugt". Wir vergessen ganz, dass der Herr an dieses Wasser Seine heilige Verheißung geknüpft hat. Es geht uns wie dem syrischen Hauptmann Naemann. Als der Prophet Elisa ihm sagte: "Wasche dich im Jordan, so wirst du rein", da blickte Naemann auf die Beschaffenheit des Wassers und bemerkte, dass das Wasser des Jordans nicht besser sein könnte als das Wasser in Damaskus. Dabei vergass er, dass die Verheißung nur an das Wasser des Jordans geknüpft war.

Wie vortrefflich und wichtig ist die Bemerkung Luthers im Katechismus über die Taufe: "Wasser tut's freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchem Wort Gottes im Wasser traut. Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und keine Taufe; aber mit dem Wort Gottes ist es eine Taufe, d. i. ein gnadenreich Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist." Die Weisheit Gottes hat unsere Seligkeit deshalb an die unansehnlichsten Mittel geknüpft, damit wir auf eine Probe gestellt würden, inwiefern wir Seine Worte achten oder im Gegenteil mehr auf das sehen wollten, was groß und ansehnlich erscheint. Die Weise Gottes, uns mit sehr geringen Sachen zu prüfen, ist gleichsam ein Sieb, durch das alles Große von Seinem guten Weizen abgesondert wird, eine enge Pforte, durch die nur die in Sein Reich kommen, die ganz klein und einfältig gläubig sind, weshalb Er auch von den kleinen Kindern sagte: "Solcher ist das Reich Gottes." Er hat das "Verachtete" und "Unedle" und "das da nichts ist, erwählt, auf dass Er die Weisen zuschanden mache". "Lasst uns," sagt Luther, "uns recht hüten vor dem allerschädlichsten Untier, nämlich der Vernunft in geistlichen Dingen." Richte in der Taufe die Augen nicht nur auf das Wasser und vergiss nicht, dass der gnadenreiche Herr daran Seine Verheißung des ewigen Lebens und der ewigen Seligkeit geknüpft hat.


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Wenn es heißt: „Auf Christum getauft,“ so meint der Apostel damit, wenn man soll Christum dabei angezogen haben, nicht das äußerliche Getauftsein allein, sondern auch das Bewußtsein und die gläubige Empfindung davon, daß man auf Christum getauft sei, wobei dann die innerliche Vergebung der Sünden gewiß ist. Denn das macht's, daß wir Christum angezogen haben. Bei getauften Kindern wirds immer damit völlig, - und das kann schon in frühester Kindheit sein, - daß sie die gläubige Empfindung von dem bekommen, was an ihnen geschehen ist. Sobald ich fühle, ich sei auf Christum getauft, mit allem, was dazu gehört, dann gilt mir's, daß ich Christum und Seine Gerechtigkeit angezogen habe. Denn getauft heißt eigentlich abgewaschen, gereinigt sein, darum los vom bösen Gewissen, besprengt, wie es im Hebräerbriefe heißt, mit reinem Wasser und mit dem Blute des Lammes Gottes, das der Welt Sünde trug. Habe ich aber Christum, also daß Er mich wie ein Kleid überdeckt, so habe ich den ganzen Himmel und alle Gottesherrlichkeit in Hoffnung.

Aber freilich, wie ein Kleid schmückt, so soll auch Christus als ein Kleid dich schmücken. Solches geschieht, wenn Sein Bild, Sein ganzes Wesen, insbesondere Seine Sanftmnt und Demuth, - wie Er sagt (Matth. 11,29): „Lernet von Mir, denn Ich bin sanftmütig und demütig,“- an dir zu sehen ist. So ist das Wort des Apostels nicht nur ein Trost für uns wider die Anklagen des Gewissens, sondern auch eine ernste Ermunterung, uns zu reinigen und von alle dem frei zu erhalten, was sich mit dem Bilde Christi nicht verträgt. Üben wir uns darinnen durch Wachen und Beten!