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Predigten zu Habakuk 2,1

"Auf meine Warte will ich treten und auf den Turm mich stellen, und will spähen, um zu sehen, was er mit mir reden wird, und was ich erwidern soll auf meine Klage . -"

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ich sehe zu, was mir gesagt werde

Im Vorhergehenden hatte der Prophet seine Klage ausgesprochen, und nun steigt er auf seinen Wachtturm, wie jener Wächter, der auf Botschaft wartete, aus der Schlacht zwischen Joab und Absalom. Er schaut aus nach der Antwort Gottes. Diese ehrerbietige Stellung ziemt sich im Verkehr mit dem Allmächtigen. Zu oft stellen wir Fragen an Ihn, und warten nicht auf die Antwort; wir schießen Pfeile des Gebets ab in die Luft, ohne nachzusehen, wo sie hinfallen, oder ob sie treffen. Wir haben es viel zu eilig, als dass wir uns Zeit nähmen, auf den Wachtturm zu steigen, um die Antwort abzuwarten.

Gott spricht noch immer mit der auf Ihn wartenden Seele. Zuweilen kommt eine ganz bestimmte Antwort auf ihre Verlegenheiten; andere Male erhält sie die Zusicherung, dass die Weissagung erst zu ihrer bestimmten Zeit erfüllt werden, aber nicht verziehen wird. O du harrende Seele, hörst du diese Worte? Schon lange stehst du auf dem Wachtturm; die Hoffnung ist beinahe erstorben; aber die Verheißung wird gewisslich kommen und nicht verziehen. Und ob sie verzöge, so harre ihrer; sie ist bereits unterwegs, jeder Schlag des Perpendikels bringt sie näher.

Wie oft kommt aber eine Antwort Gottes und findet uns nicht daheim. Eine Weile hatten wir gewartet; aber als die Antwort nicht gleich kam, sind wir unsers Weges gegangen. Kaum waren wir aber um die nächste Ecke gebogen, so kam schon der Postbote. Gottes Schiff hat an unserer Rhede gelandet; aber niemand war da, um die Fracht in Empfang zu nehmen. Seine Briefe liegen auf der Post; aber niemand holt sie ab. Es genügt nicht, dass wir uns mit unseren Bitten an Gott wenden, wir müssen auch zu Ihm aufschauen, bis der Segen auf uns herabkommt. Wenn wir etwas bitten nach seinem Willen, so empfangen wir es, während wir noch darum flehen.