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Predigten zu Hesekiel 2,6

"Und du, Menschensohn, fürchte dich nicht vor ihnen und fürchte dich nicht vor ihren Worten; denn Nesseln und Dornen sind bei dir, und bei Skorpionen wohnst du . Fürchte dich nicht vor ihren Worten, und erschrick nicht vor ihrem Angesicht; denn ein widerspenstiges Haus sind sie."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Du sollst dich vor ihnen nicht fürchten, noch vor ihren Worten

Hesekiels Los war in schwierige Zeiten gefallen. Sein Volk, zu dem er gesandt wurde – ob in der Gefangenschaft an den Ufern des Chebar, oder noch zurückgeblieben in der Nähe der gefallenen Vaterstadt – war zu vergleichen mit stachligen Dornen und Skorpionen. Durch ihren Schmerz waren die Juden verbittert; ihr Gewissen klagte sie an wegen ihrer Schuld gegen Gott; sie mussten den genauen Zusammenhang zwischen ihren Sünden und den Strafen einsehen, – da war es natürlich, dass sie ihren besonderen Widerwillen auf Hesekiel warfen, der wie ihr verkörpertes Gewissen vor sie trat, sie an ihre bösen Wege erinnerte und ihnen ihr Unrecht vorstellte.

Manche mögen sich in ähnlichen Verhältnissen befinden. Ich denke an Missionare, die nicht nur die Sünden der Heiden, sondern auch vielfach die Untreue ihrer Neubekehrten zu tadeln haben; an Seelsorger, denen die Last obliegt, gegen die im Schwange gehende Gottlosigkeit in hohen und niederen Kreisen anzukämpfen, oder ernste Worte des Tadels auszusprechen gegen einflussreiche aber weltliche Mitglieder der Kirche; an junge Geschäftsleute oder Handwerker, die unter unsittlichen, rohen Genossen leben müssen, und die sich dazu berufen fühlen, mit Ernst zu warnen gegen schlüpfrige Redensarten und Handlungen. Wenn diese alle in Liebe und Ernst gegen die Sünde auftreten, – nicht mit der Absicht, zu verletzen oder zu ärgern – sondern um die Sünder zu warnen, und die Befehle Gottes geltend zu machen – dann ist ihre Aufgabe eine sehr heilsame und notwendige. Aber dadurch wird ein Sturm des Wiederwillens heraufbeschworen werden. Zu solchen Zeiten können wir nichts anderes tun, als mit Jesu weinen über die Sünder und bitten für die, so uns schmähen und verfolgen. Wir brauchen uns nicht zu fürchten, so lange wir Jesu beruhigende Stimme vernehmen.