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Predigten zu Jeremia 12,1

"Du bist gerecht, der HERR, wenn ich mit dir hadere; doch von deinen Urteilen möchte ich mit dir reden: Warum ist der Weg der Gesetzlosen glücklich, sind sicher alle, die Treulosigkeit üben?"

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Du bist gerecht, Jehovah. Warum ist der Weg der Gottlosen glücklich?

Die wahre Religion wird oft als etwas Vernunftwidriges dargestellt. Aber diese Anklage ist völlig unberechtigt. Ohne Zweifel ist uns vieles geoffenbart worden, was die Vernunft nicht entdeckt hätte; aber es ist nichts da, das sie nicht in sich aufnehmen und verwerten könnte. Des Menschen Verstand ist nach dem Ebenbild Gottes entstanden. Gegenwärtig jedoch sind unsere Geistesfähigkeiten wahrscheinlich erst auf der untersten Stufe ihrer Entwicklung, und wir sind den Kindlein zu vergleichen, die in ein wissenschaftliches Laboratorium oder in eine Bibliothek eingeführt werden. Gott verlangt, dass wir unsere Vernunft gebrauchen, nicht nur in Beziehung auf natürliche Gegenstände, sondern auch auf die Offenbarung der Bibel. Das ist viel besser, als mit Ihm zu rechten. Wenn die Menschen anstatt Gott den Rücken zu kehren, um sich mit einander zu besprechen, sich zu Ihm wenden wollten, so würde ihnen entweder ein Einblick in seine Führungen, oder Geduld und Vertrauen zu seiner Weisheit geschenkt werden, Hiob, Moses, Asaph und Jeremia haben also getan: und sie alle waren doch beunruhigt von dem Rätsel: „Warum ist der Weg der Gottlosen glücklich?“

Eines darf dabei niemals in Frage gestellt werden. Wir müssen unsere Besprechungen immer mit dem überzeugenden Wort einleiten: „Du bist gerecht, Jehovah!“ Das ist der Grundstein seines Richterthrones. Das Gewissen, das Er uns eingepflanzt hat, seine Vorsehung, hat seine Gerechtigkeit ganz aus dem Bereich aller Frage gerückt. Schon Abraham bezeugt es, dass der Richter aller Welt gerecht sein müsse. Aber wenn wir darüber im Klaren sind, so dürfen wir wohl fragen, wie gewisse Ereignisse, die in der Welt, unter seiner Zulassung geschehen, damit übereinstimmen. Vielleicht wird Er es uns erklären; oder aber Er wird sagen: „Nicht jetzt, aber hernach.“