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Predigten zu Jeremia 36,23

"Und es geschah, sooft Jehudi drei oder vier Spalten vorgelesen hatte, zerschnitt sie der König mit dem Schreibermesser und warf sie in das Feuer, das im Kohlentopf war, bis die ganze Rolle in dem Feuer des Kohlentopfes vernichtet war."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Der König zerschnitt es mit einem Federmesser, und warf es ins Feuer

Das war eine freche, törichte Handlung. Nur ein Wahnsinniger konnte also mit Gottes Drohung spielen. Die Worte des Propheten gefielen dem König nicht, darum zerschnitt er sie; aber ob er sie gleich zerstörte, so konnte er dadurch doch die Strafen nicht aufhalten, die darin vorausgesagt waren. Im Gegenteil, sie wurden dadurch nur verschärft. „Es wurden dergleichen Reden noch viele hinzugetan.“ (Vers 32). Der Verbrecher mag seinen Verhaftungsbefehl zerreißen; aber das wird ihm nichts helfen. Der Schiffskapitän kann die Karte vernichten, auf der die Felsen angezeigt sind, denen er entgegensteuert; das wird nicht hindern, dass das Schiff daran scheitert. Die Menschen mögen die Bibel verlachen oder verbrennen, damit wird die Hölle und ihre bittere Gewissensqual nicht ausgetilgt.

Wir werden häufig versucht, das Federmesser anzuwenden bei dem Buch unsers Gottes. Es gibt darin stellen, die uns nicht angenehm sind, die unsere Lieblingsgedanken durchkreuzen, unsere sündlichen Neigungen verurteilen. Wir scheiden sie deshalb tatsächlich aus. Entweder lesen wir sie nie, oder gehen darüber hinweg, oder bezweifeln ihre göttliche Eingebung. Wir haben aber kein Recht, gewisse Teile der Heiligen Schrift beiseite zu setzen, weil sie im Widerspruch stehen mit unseren eigenen Ansichten. – So selig auch die Gewohnheit ist, auf die Stimme Gottes im Innern zu achten, so dürfen wir doch niemals vergessen, dass sie unbedingt übereinstimmen muss mit den Worten der Heiligen Schrift.

Es ist daher sehr weise, die Bibel zu lesen mit einem offenen, vorurteilslosen Sinn; nicht unsere eigenen Vorstellungen mitzubringen, um damit, wie mit Federmessern das auszuschneiden, womit wir nicht einig sind, – sondern demütig dem zu lauschen, was es dem HErrn unserem Gott gefällt, uns zu sagen.