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Predigten zu Jeremia 45,3

"Du sprichst: Wehe mir! denn der HERR hat Kummer zu meinem Schmerze gefügt; ich bin müde von meinem Seufzen, und Ruhe finde ich nicht."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Du sprichst: Wehe mir! Aber dein Leben will ich dir zur Beute geben

Trübsal ist ein unvermeidliches Stück unserer menschlichen Erfahrung. „Der Mensch vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe.“ Außer ihrem Anteil an der gemeinsamen Erbschaft des Menschen, fällt den Heiligen Gottes oftmals noch besonderes Leiden zu, um des Reiches und der Ehre Gottes willen. Sie kennen die Gemeinschaft seiner Leiden. Sie seufzen und weinen, ob der Gräuel, die vor ihren Augen verübt werden. Die Verbindung Jeremias mit Baruch presste diesem die stöhnende Klage aus: „Wehe mir! der HErr hat Jammer zu meinen Schmerzen hinzugefügt.“ Aber gerade aus äußerem Schmerz und Jammer, wenn sie in Geduld und Zuversicht getragen werden, erwächst das völlige Leben. „Siehe, ich will Unglück kommen lassen über alles Fleisch; aber dein Leben will ich dir zur Beute geben.“ Der Schmerz wirft einen Schleier auf alle unsere irdischen Freuden, so dass sie uns gleichgültig werden, und wir uns nach dem ausstrecken, was unsichtbar und ewig ist. Trübsal treibt uns zu dem Gott alles Trostes. Durch das Feuer werden unsere Schlacken verzehrt. Es sei denn, dass das Weizenkorn in die Erde falle und er sterbe, so bleibt es allein; wo es aber erstirbt, so bringet es viele Frucht.“

Gott hält uns oft so lange unser eigenes Bild vor Augen, bis wir ausrufen: „Wehe mir.“ Wenn sein Licht fällt auf unsere Sünden der Sinnlichkeit, der Habsucht, der Selbstsucht und des Geizes; wenn unsere Launenhaftigkeit und Reizbarkeit, unser mürrisches Wesen, unser Mangel an Gewissenhaftigkeit, unser kleinliches Misstrauen uns klar gezeigt werden; – wenn wir an unseren Mangel an Beständigkeit, an Wahrheit, an Gebetsgeist, an Glauben und Liebe denken, da meinen wir verzweifeln zu müssen und rufen: „Wehe mir!“ – Aber wir werden uns einst freuen, dass der HErr unser nicht geschont hat.