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Predigten zu Jesaja 15,5

"Mein Herz schreit über Moab - seine Flüchtlinge fliehen bis Zoar, bis Eglath-Schelischija. Denn die Anhöhe von Luchith steigt man mit Weinen hinauf; denn auf dem Wege nach Horonaim erhebt man Jammergeschrei."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Mein Herz schreiet über Moab

Einst war Moab ein sehr fruchtbares und bevölkertes Land; jetzt sieht man dort fast nichts als Ruinen. Da und dort stehen noch einzelne, zerbrochene Säulen, und man findet tiefe, in das Herz der Felsen gegrabene Brunnen. Dass eine derartige Kultur so spurlos verschwinden könnte, muss den Zeitgenossen des Propheten sehr unwahrscheinlich vorgekommen sein; und doch sind seine Worte buchstäblich in Erfüllung gegangen. Jegliche Weissagung wird ebenso erfüllt werden, ja jeder anbrechende Tag ist Zeuge, dass diese Erfüllung sich naht.

Es ist bedeutsam, dass der Mann Gottes sich dieser Verheerungen nicht freut, obwohl zwischen Israel und Moab eine beständige Fehde herrschte. Er spricht von der Last über Moab. Sollten wir nicht in dieser Weise das Gericht über die Gottlosen bedenken? O, dass wir mit Tränen in den Augen von der ewigen Verdammnis zeugten! Dass wir, wie Paulus, auch mit Weinen den Menschen sagten, sie seien Feinde des Kreuzes Christi! Dass wir diese Last wirklich als Last empfänden, die unsere Herzen niederdrückt!

Eine solche Predigt allein wird das Herz der noch Ungeretteten rühren. Wenn wir mit klarer Stimme und unbewegten Herzens ihnen ihr Urteil verkündigen, wird es sie nur erbittern; aber die Sprache der überströmenden Augen, die Beredsamkeit eines erbarmenden Herzens wird die Härtesten erweichen. Ein gebrochenes Herz bricht die Herzen; Tränen wecken Tränen. unser barmherziger Hohepriester wolle uns sein Erbarmen, sein Mitleid schenken, und auf unsere Herzen etwas von der Last legen, die Er trägt für die dahinsterbende Menschheit. Dann werden auch wir unsere Städte ansehen und darüber weinen; unsere Stimmen werden zittern, wenn wir das furchtbare Wehe verkünden, das der Gottlosen und Unbußfertigen wartet.