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Predigten zu Johannes 9,4

"Ich muß die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, so lange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann."

So merkwürdig solch ein Wort klingt, wenn Jesus es auf sich selbst mitanwendet - es hat doch auch dann einen Sinn. Sein Tagewerk auf Erden musste er vollenden. Nachher hätte er nichts mehr von dieser Art nachholen können. Was seither der Heilige Geist an Jesu Gemeinde wirkt, entnimmt er dem Stoff von Jesu Erdenarbeit. Das ist auch eine Predigt an uns! Leben wir immer unsere Arbeitstage und Arbeitsgelegenheiten mit dem Bewusstsein, dass sie so nie ganz wiederkehren? Solang es Tag ist, gilt es, die Tagesleistung zu vollenden, und dazu gibt es Hilfe: wie deine Tage sein werden, wird deine Kraft sein! Nicht mehr und nicht weniger. Ach, dass wir von Jesu nicht nur den Stoff und die Anregung, sondern auch die Treue nähmen, dass uns doch keine verträumte Gelegenheit einst mit hohlen, leeren Augen anzusehen braucht: An mich hast du nichts von deiner Teilnahme und deinem Herzblut gewandt! Dazu kommt noch das eine, dass wir nicht wissen, wie lange unser Tag noch dauert und wann der Tag anderer anbricht, und dass wir gar nicht absehen können, wie groß das Tagewerk ist, das wir hätten leisten sollen.

O Herr Jesu, mach mich treu in Kleinigkeiten von Zeit und Kraft, und öffne mir die Augen zu sehen, was ich soll! Das Wissen soll mich dann treiben zum Tun! Ein Tagewerk für den Heiland! Herr Jesu, segne mir Arbeit und Gelegenheit um deinetwillen! Amen.


Autor: Hugh E. Alexanders (* 1884; † 1957) englischer Evangelist, der Anfang des 20. Jahrhunderts in der französischen Schweiz wirkte

Wenn der Herr in Seinem Wort ein Bild gebraucht, dann sollten wir darüber nachdenken, was es bedeutet. Wofür steht «die Nacht»?

Die Nacht ist die Zeitspanne, während der die Sonne unserem Blickfeld entschwindet. Wie kommt die Nacht? Lärmend, auf einen Schlag, ganz überraschend? Nein, unmerklich wie das Morgengrauen, das einen neuen Tag ankündigt, so kommt auch die Nacht. Das Licht nimmt ab, und die Dunkelheit tritt an seine Stelle, ohne daß man es wahrnimmt. Ist aber die Nacht da, dann erkennt man es gezwungenermaßen. Ebenso verhält es sich mit dem Tag der Gnade; seine Helligkeit nimmt ab, ohne daß die Menschen es merken. Geräuschlos kommt die Nacht über die Welt. Wenn aber die Nacht des Gerichts da ist, werden die Menschen gezwungen sein, es zu erkennen.

Die Schatten breiten sich aus über der Welt, und doch leben die Menschen weiter, ohne es zu beachten – wie die Menschen zu Noahs Zeiten, die Noah in Treue gewarnt hatte, und die dennoch «nichts merkten, bis die Sintflut kam» (Matthäus 24,39). Auch in unseren Tagen kommt alles genau so, wie Jesus Christus es vorausgesagt hat. Sein Wort sollte unsere Herzen und Gewissen aufrütteln, und wir sollten mit unserem Meister ausrufen: «Ich muß die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.»

«Ich muß!» Unter dieser göttlichen Notwendigkeit lebte der Herr in den drei Jahren Seines Erdendaseins. Fehlt uns oft nicht gerade das? Der Gehorsam des Sohnes Gottes war nicht gesetzlich, sondern kindlich. Wir sollten den Gehorsam gegen Gottes Willen vom Kreuz her betrachten, als das Gebot Seiner Liebe.

Darum wollen wir uns nicht mehr um uns selbst drehen, sondern auf Ihn und auf die Welt schauen, und uns um die Schafe bemühen, «die nicht aus dieser Schafhürde sind» und die ihrem Retter zugeführt werden müssen. Wir wollen uns unter die Notwendigkeit der Bedürfnisse unserer Mitmenschen stellen und uns beeilen zu wirken, ehe es Nacht wird!


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Ich muss wirken die Werke des, der mich gesandt hat

Der HErr weiß sich berufen, ein ganz bestimmtes Werk auszuführen. Überall spricht Er von sich als dem Gesandten Gottes; aber wie es in der Grundsprache so überaus zart ausgedrückt ist, schließt Er seine Jünger und Freunde dabei mit ein, indem Er sagt: „Wir müssen wirken.“ Als ob Er sagen wollte: mir in ein Werk vorgeschrieben, das notwendigerweise getan werden muss; aber ich tue es nicht allein. Ihr und ich, wir wollen es zusammen ausrichten.

1. Gemeinschaft mit Gott dem Vater ist die Triebfeder aller Arbeit

Jeder goldene Erntesegen, der im Sommer eingeheimst wird, ist das Ergebnis der Aufforderung Gottes an den Landmann: „Komm, lass uns zusammenarbeiten auf dem Felde, du und ich.“ Jede Errungenschaft auf dem Gebiete des Maschinenbaues und der Weberei, entspringt der Zusammensetzung der göttlichen Naturkraft mit menschlicher Tätigkeit. Wi r müssen wirken – so lautet Gottes Aufforderung.

2. Gemeinschaft mit dem Sohne ist das Gesetz des Königreichs

Wir sind berufen zur Gemeinschaft oder Genossenschaft des Sohnes Gottes. Sein Ziel in die Verherrlichung des Vaters und Er braucht uns zu seinen Mitarbeitern, um die Menschen zu Gott zurückzuführen. Wir dürfen in unserem Teil dazu beitragen, dass das erreicht werde, was seines Herzens Verlangen ist.

3. Gemeinschaft mit dem heiligen Geiste ist die Bedingung jeglicher erfolgreicher Arbeit

Die Schlussworte des apostolischen Segens, die sich auf die Gemeinschaft des heiligen Geistes beziehen, sind ganz besonders bedeutungsvoll. „Wir sind Zeugen und der heilige Geist.“ Der Geist und die Braut sprechen: „Komm!“ Da Petrus noch redete, kam der heilige Geist auf die Hausgemeinde des Kornelius. O, dass unsere Herzen und Hände gereinigt würden, dass wir dieses göttlichen Zusammenwirkens wert waren.