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Predigten zu Matthäus 26,38

"Dann spricht er zu ihnen: Meine Seele ist sehr betrübt bis zum Tode; bleibet hier und wachet mit mir."

Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Daraus ersehen wir, dass der Herr begehrt hat, seine lieben Jünger sollten ihn unterstützen und ihm helfen; denn er sagt nicht: Wachet, sondern: Wachet mit mir. So hat denn der Herr die Schwachheit seiner Jünger nicht verachtet; er ist auch in diesem Augenblick dessen nicht eingedenk, dass er zuvor gesagt: In dieser Nacht werdet ihr euch alle an mir ärgern. Wir sehen hier, wie er den Brüdern in allem hat gleich sein wollen. Er hat sich vor denselben nichts angemaßt. Er hat nicht gedacht: Was sollten die? Ich muss es allein tun. Er hat es gemacht wie alle, die in Anfechtung geraten; sie begehren der Brüder Beistand und Gebet bei allem, was sie durchzumachen haben. Er betrachtet sich und seine Jünger als in gleicher Gefahr. Der Herr spricht aber hier vom Wachen, d. i. dass sie leiblich nicht sollten schlafen und geistlich die Augen offen halten vor der Gefahr, worin sie schwebten; da würden sie denn von selbst wohl beten und auch dem Herrn zu Hilfe kommen, wenn ihn die Angst zu Boden drücken möchte. Aber nicht lange konnte der Herr es bei ihnen aushalten. Er riss sich von ihnen bei einem Steinwurf, kniete nieder, fiel zur Erde auf sein Angesicht und betete, dass, so es möglich wäre, die Stunde vorüberginge.

Wir liegen wohl alle in einer Art Gethsemane, und die meisten schlafen, lassen des Herrn Leiden des Herrn Leiden sein; selbst der Donner der Zeit schreckt viele nicht auf. Die Herzen empor! Seid wacker und betet, auf dass ihr würdig werden möget, zu entfliehen dem, das geschehen soll, und zu stehen vor des Menschen Sohn.

Ein Lämmlein geht und trägt die Schuld
der Welt und ihrer Kinder,
es geht und träget in Geduld
die Sünden aller Sünder;
es geht dahin, wird matt und krank,
ergibt sich auf die Würgebank,
entsaget allen Freuden;
es nimmt auf sich Schmach, Hohn und Spott,
Angst, Wunden, Striemen, Kreuz und Tod
und spricht: Ich will's gern leiden.


Autor: Hermann Friedrich Kohlbrügge (* 15.08.1803; † 05.03.1875) niederländischer reformierter Theologe

Er fühlte es, diese schreckliche Stunde war gekommen, dass er einem solchen Tode entgegenging. War es aber nicht die Folge unseres mutwilligen Ungehorsams, unseres Unglaubens, dass wir aus Gott, unserm Leben hinausgingen? Und wer sollte uns nun wieder zu Gott bringen, wo nicht der Mensch Christus Jesus? Wir konnten es nicht; denn wir waren verloren. Ein Engel, ein Geschöpf konnte es auch nicht; denn hier ging es um ein ewig gültiges Tun des Willens Gottes, und dies konnte nur im Gehorsam bestehen. Nur durch Glauben konnte Gott seine Ehre wieder bekommen, nur durch Glauben konnten wir wieder zu Gott gebracht werden. Und nun, um diesen Gehorsam Gott zu bringen, den Glauben Gott wieder zu bringen, war der Sohn Gottes gekommen in Knechtsgestalt, in Gleichheit von Fleisch, von Sünde (Römer 8,3), erfunden wie ein Mensch. Diesen Glauben, diesen Gehorsam, wie sollte er ihn Gott bringen, wo nicht durch ewigen Geist, wie denn der Apostel schreibt, dass er sich durch ewigen Geist Gott unsträflich geopfert. In der Salbung dieses Geistes war er einhergegangen, er, der vom Mutterleibe an eine Frucht dieses Geistes war. Was aber, falls dieser Geist sich enthielt, wenn's drum ging? Und das geschah in Gethsemane, gerade in der Stunde, wo das ganze Leiden und Sterben am Kreuz mit allem, was damit verbunden war, vor ihm stand, und unser Herr fühlte, dass er alsbald von Judas würde überliefert werden.

Eines wünsch' ich mir vor allem andern,
eine Speise früh und spät;
selig lässt's im Tränental sich wandern,
wenn dies eine mit uns geht:
unverrückt auf einen Mann zu schauen,
der mit blut'gem Schweiß und Todesgrauen
auf sein Antlitz niedersank
und den Kelch des Vaters trank.