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Predigten zu Philipper 2,27

"Denn er war auch krank, dem Tode nahe; aber Gott hat sich über ihn erbarmt, nicht aber über ihn allein, sondern auch über mich, auf dass ich nicht Traurigkeit auf Traurigkeit hätte."

Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"... auf dass ich nicht eine Traurigkeit über die andere hätte."

Ist das derselbe Mann, der da schreibt: Freuet euch in dem Herrn allewege ...? Und hier verrät er, dass er schon so manche Traurigkeit erlebt habe und durch die Genesung des kranken Freundes in schwerer Zeit nur noch an dem Geschick vorbeigekommen sei, eine Traurigkeit über die andere zu haben. Dergleichen Menschliches macht uns die Bibel so lieb. Ihre Helden haben Fleisch und Blut wie wir. Es geht auf und nieder; wie der Eimer bald tief hinunter in den dunklen Brunnen muss, dann wieder heraufgewunden wird, um den Segen, den er da unten geholt, zur Labe anderer zu spenden. So taucht der Herr seine Leute in dunkle Tiefen der Traurigkeit. Sie wissen nicht gleich warum? Es tut weh, und wir fürchten uns, im dunklen Wasser zu ertrinken. Aber da gibt's wieder einen Ruck an dem Seil der Brunnenwinde und es geht aufwärts. Oben zeigt sich's, dass wir nicht vergeblich in jener Tiefe waren. Es ist etwas Neues an Kraft oder Erkenntnis oder Erfahrung aus jenen traurigen Stunden mit ans Licht gebracht worden, woran sich andere den Glauben können stärken lassen. So kann die Traurigkeit ihre besondere Kraft und ihre geheime Frische verleihen, die es ohne dunkle Tiefen nicht gegeben hätte.

Herr, du bist weise und gerecht in all deinem Tun, und wir wissen nichts! Vergib uns die Zaghaftigkeit der dunklen Stunden und dass wir es so oft vergessen, was für Segen sie uns und andern schon gebracht haben. Amen.