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Predigten zu Philipper 3,4

"wiewohl ich auch auf Fleisch Vertrauen habe. Wenn irgend ein anderer sich dünkt, auf Fleisch zu vertrauen, ich noch mehr:"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Das eigene Ich mein alles im unbekehrten Zustand

"Wenn ein anderer sich dünken lässt, er könne sich Fleisches rühmen, ich könnte es viel mehr."

Das fleischliche Rühmen ist so recht ein Kennzeichen des unwiedergeborenen Menschen. Er tut sich viel zugute auf Vorzüge, die dem natürlichen Leben angehören im Gegensatz zum Leben der Wiedergeburt. Er brüstet sich besonders auch mit den Vorzügen seiner eigenen Person. So war es auch beim Apostel Paulus, solange er noch fern von Jesu war. Er hatte Grund, vor anderen sich etwas zugute zu tun auf so mancherlei. Er war stolz, ein Glied des Gottesvolkes zu sein. Er war dem Stamm Benjamin entsprossen. Mit Selbstbewusstsein nannte er sich einen Hebräer. Israel bezeichnet das Volk nach seiner Gnadenstellung als das auserwählte Volk, in dem alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen. Hebräer heißen sie nach ihrer natürlichen Art mit ihren besonderen Vorzügen: Scharfsinn, besonders auch praktisches Geschick, verbunden mit zäher Ausdauer. Mit Stolz gehörte er zur strengen Richtung der Pharisäer. Vor allem aber bildete er sich sehr viel ein auf seinen Eifer für das Judentum. Dieser machte ihn zum Verfolger der Christen. In ihnen sah er Abgefallene und Schädlinge. Endlich prunkt er mit seiner Gerechtigkeit. Er konnte mit dem reichen Jüngling sagen: "Alle Gebote habe ich gehalten von meiner Jugend auf." Vor der Bekehrung stecken wir alle in einem solchen Eigenruhm. Da ist man stolz auf seine Abstammung, auf seine Tüchtigkeit, auf Bildung, Gelehrsamkeit, auf Stellung, auf den Besitz, den man erworben hat. Wieviel Arten von Stolz gibt es doch, nicht nur Adelsstolz, sondern auch Bürger- und Bauernstolz, Gelehrtenstolz und Bildungsstolz, Geldstolz und Beamtenstolz, vor allem auch Tugendstolz! Man hält sehr hoch von seiner Unbescholtenheit und tadellosen Haltung. Wehe dem, der nach dieser Seite hin einen Angriff wagt!

- Man dünkt sich so groß und so reich, und im Grunde ist es doch alles nur nichtiges, vergängliches, wertloses "Fleisch" vor Gott und für die Ewigkeit. Die große Einbildung entbehrt jeder berechtigten Grundlage und beweist die große Blindheit und Verkehrtheit. Das Israel nach dem Fleisch hatte gar keinen Vorzug vor Gott. Vor ihm gilt nur die Beschneidung am Herzen oder die innere Reinigung und Weihe. Saulus meinte Gott zu dienen; im Wahrheit kämpfte er wider Gott, weil er die Gemeinde Gottes verfolgte. Seine Gerechtigkeit war in Gottes Augen nichts als Unrat, ein glänzender Schein nach außen hin; im Herzen aber wohnten böse Selbstsucht und verwerflicher Ehrgeiz. Es fehlte ihm die Hauptsache: die Barmherzigkeit. - In solch nichtigem Selbstruhm stecken wir alle, bevor die Herrlichkeit Jesu vor unseren Augen aufleuchtet. Die Bibel legt die Wurzel bloss. Sie redet von denen, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn, und das sind wir von Natur alle.