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Predigten zu Psalm 109,28

"Mögen sie fluchen, du aber segne! Stehen sie auf, so laß sie beschämt werden, und deinen Knecht sich freuen!"

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Fluchen sie, so segne du

Diesen Psalm hat Petrus auf Judas Ischarioth angewendet, als es sich darum handelte, statt des Verräters einen anderen Apostel zu wählen; aber die Gemeinde Jesu hegt kein Verlangen, das Anathema des Psalmisten weder dem Judas, noch irgend einem anderen ihrer Feinde anzuhängen. Wenn wir diese Verwünschungen lesen, so müssen wir uns zuvörderst sagen, dass sie nicht sowohl als Drohungen, sondern vielmehr als Weissagungen anzusehen sind; dann wollen wir bedenken, dass in jenen Tagen der Donner Sinais weit mehr vorherrschte, als die erbarmende Stimme von Golgatha; ferner lassen wir nicht außer acht; wie es damals denen, die Gott liebten, überaus wichtig erschien, dass die Gottlosigkeit in diesem Leben gestraft werde, weil sie nur undeutliche Vorstellungen von dem Jenseits hatten, und es sonst scheinen könnte, als seien die sittlichen Unterschiede vor Gott gleichgültig.

Noch immer fluchen uns die Leute; ist es nicht ein Merkmal der Zugehörigkeit zum Hause Gottes, wenn man uns „Beelzebub“ heißt. Die Schmach des Kreuzes hat noch nicht aufgehört; und wenn uns niemand schilt, so müssen wir uns ernstlich fragen, ob wir in den Fußstapfen des Gekreuzigten wandeln. Wir sollen in Jesu Tod getauft werden und mit Ihm aller Menschenfurcht sterben. Wir werden die wahre Bedeutung der Taufe in seinen Tod und der Mitteilung seines Auferstehungslebens nicht erfassen, bis wir uns dazu hergeben, ein „Fegopfer“ aller Menschen zu werden. Sind wir aber bereit, unseren guten Namen preiszugeben, unserer eigenen Ehre zu sterben, dann fängt Gott an uns zu segnen. Wenn uns die Menschen schmähen und verfolgen und fälschlich allerlei Böses nachsagen um Jesu willen, dann flüstert Gottes Stimme in unserem Herzen: „Euer Lohn wird groß sein im Himmel.“ – Wir werden niemals erfahren, wie nahe Gott sich zu uns tut, wie zart Er sein kann, bis wir ausgestoßen werden aus unseren Freundeskreisen.