Ach lass mich weise werden

1) Ach lass mich weise werden,
allweiser Jesu Christ.
Der du uns auf der Erden
zur Weisheit worden bist.
Wer dich weiß, weiß genug.
Dich lieben, dich genießen
ist mehr als alles Wissen,
wer dir folgt, der ist klug.

2) Ach welche Dunkelheiten
umnebeln meinen Sinn,
wir lernen Eitelkeiten.
Wir wissen nicht wohin.
Wie blendet uns ein Wahn?
Wir lernen kunstvoll irren,
wir lieben das Verwirren.
Wer zeigt mir denn die Bahn?

3) Ich suche deine Spuren.
Du bist das Licht der Welt,
das allen Kreaturen
ihr Licht gibt und erhält.
Zu dir nur will ich fliehn,
zu dir, gelehrt'ster Meister!
Zu dir, du Geist der Geister,
sonst weiß ich nicht wohin.

4) Ach lasse mich nicht fehlen,
vertreib die Finsternis
aus meiner dunklen Seelen,
mach meinen Gang gewiss.
Gib mir ein göttlich Licht,
lass mich den Geist entzünden,
erleuchten, bessern, gründen.
Denn also irr' ich nicht.

5) Zwar muss ich es bekennen,
ich bin dies gar nicht wert.
Dass ich dich solle kennen
und dass dein Geist mich lehrt.
Ich bin ein elend' Kind,
dem den Verstand und Willen,
Unart und Irrtum füllen,
ich bin verkehrt und blind.

6) Doch lass mich Gnade finden,
ich bin ja dennoch dein
und mache mich von Sünden
in deinem Blute rein.
In deinem Gottesblut
steht mir die Gnade offen
und wird nach meinem Hoffen
verstand und Wille gut.

7) Ich suche und begehre
nicht Vorteil, Lust und Geld,
nicht eitle Menschenehre,
die schwindet mit der Welt.
Mein Teil, mein Eigentum,
die Freude und die Ehre,
die ich hierbei begehre,
sei Jesus und sein Ruhm.

8) Erleuchte meine Augen,
die Wahrheit einzusehn,
und was vor dir kann taugen,
zu tun und zu verstehn:
schick mir ein himmlisch Licht.
Ich kann ja diese Gaben
von dir allein nur haben
und sonst von niemand nicht.

9) So will ich mich befleißen,
dich hier noch in der Zeit
mit meinem Dank zu preisen
und dort in Ewigkeit.
Wir haben ja für dich,
o großer Gott, nichts Größers,
wir wissen sonst nichts Bessers,
mein Jesu, höre mich.