Der Tag ist fort, und ich, noch da

1) Der Tag ist fort, und ich, noch da,
wart auf die Ewigkeit.
Sie ist vielleicht, wer weiß, wie nah?
Sie kommt vielleicht noch heut'.

2) Gedanke, der mich leiten soll,
dacht' ich dich heute oft?
hab ich in Christo glaubensvoll
die Ewigkeit gehofft?

3) O Gott, aus Liebe hast Du mich
zur Seligkeit gemacht.
Und leider hab ich heut' an Dich
und sie nicht oft gedacht.

4) So vieles Gute gabst Du mir -
und Dir ich dafür nichts.
Mein Wandel, ach, ist Zeuge hier
und mein Gewissen spricht's.

5) Mit Taten, die verwerflich sind,
hab ich Dich oft betrübt,
dich nicht in Christo, wie ein Kind,
als höchstes Gut geliebt.

6) Dein guter Geist, Dein heiligs Wort
versuchten oft den Sieg.
Ich fühlte es, fuhr sträflich fort
bis mein Gewissen schwieg.

7) Tod, Hölle, was sonst Schrecken hat,
verloren oft die Kraft,
und was ich etwa Gutes tat,
war viel zu mangelhaft.

8) Dies hast Du alles in Dein Buch
geschrieben zum Gericht.
Ich komm mit Angst und Widerspruch
nur vor Dein Angesicht.

9) Statt Freuden sind die Tränen da,
und Seufzer statt des Danks.
Ich überlege, was geschah,
mit Seufzern statt des Danks.

10) Wo ist mein Heil? Gilt Jesus noch
und sein Verdienst bei Dir?
Um seinetwillen schone doch!
Wo ist sonst Rettung hier?

11) Du, der in Christo alles schenkt,
Vergebung schenke mir!
Voll Scham, demütig und gekränkt,
erbitte ich's von Dir!

12) Lass doch die nahe schwarze Nacht,
nicht Nacht zur Hölle sein!
Bei solcher Furcht, die Zittern macht,
schläft niemand fröhlich ein.

13) Versöhnter! Nein, dies kannst Du nicht,
die Sünder rufst Du ja.
Gedenke, was Dein Wort verspricht,
ich Sünder bin nun da.

14) Begnadigt wird, wer Buße tut!
Begnadigt muss ich sein!
Begnadigt, ja, in Jesu Blut!
Begnadigt schlaf ich ein!