Christliche Liederdatenbank    

Der Winter ist hin, die Blumen bezieren

1) Der Winter ist hin, die Blumen bezieren
Hügel, Gründe!
Sanfte Winde
durch bisamte Lüfte sind jetzto zu spüren.
Mit Diamanten
des nassen Zolls bemühn sich einzustellen
in vollem Lauf ans Meeres Kanten
die flüchtige Kinder beständiger Quellen.
Flieht der Winter mit schnellem Gefieder,
er kommt wieder.
Wenn neun Monate sein verstrichen.
Ist der Mensch im Tode verblichen,
so wird er Staub, der Geist als Schatten schwebet.
Er liegt im Grab, als hätt' er nie gelebet.

2) Der Lenz ist hin, man fühlet nicht spielen
kühle Lüfte:
heiße Düfte
mit brennenden Dünsten beschweren im Schwülen.
Der grünen Buchen
vertrocknet Laub hängt an den matten Zweigen,
die Sonne macht, ihr Kühlung auszusuchen,
durch feuerige Strahlen die Bäche verseigen:
entflieht der Lenz mit schnellem Gefieder,
er kommt wieder
wenn neun Monate sein verschlichen.
Ist der Mensch im Tode verblichen,
so wird er Staub, der Geist als Schatten schwebet,
er liegt im Grab, als hätt er nie gelebet.

3) Der Sommer entweicht, es kühlet die Blätter
frisches Tauen:
dürren Auen
bringt wachsendes Grummet das feuchtende Wetter.
Man schauet hangend
den krummen Baum voll schöner Frücht' am Anger,
mit Trauben, gleich Smaragd und Purpur prangen
der Ulme Verliebten, den Rebenstock, schwanger.
Entflieht der Sommer mit schnellem Gefieder,
er kommt wieder
wenn neun Monate sind entwichen.
Ist der Mensch im Tode verblichen,
so wird er Staub, der Geist als Schatten schwebet,
er liegt im Grab, als hätt' er nie gelebet.

4) Der Herbst verstreicht, die Tage verdunkeln,
dicke Nebel,
Schneegewebel
füllt Täler, muss Gipfel der Berge befunkeln.
Von Sturm und Winden
hört man mit Furcht die Eich' und Tanne brechen,
wenn jetzt das Scheit die glimme Funken zünden,
bemüht sich der Busch am Winter zu rächen.
Entweichet der Herbst mit schnellem Gefieder,
er kommt wieder
wenn neun Monate sein verstrichen.
Ist der Mensch im Tode verblichen,
so wird er Staub, der Geist als Schatten schwebet,
er liegt im Grab, als hätt er nie gelebet.

5) Doch mögen die Monden der flüchtigen Jahre
gleich den Pfeilen
von uns eilen,
was schadet uns Alter und Winter und Bahre?
Gesetzte Sinnen,
die in der Zeit zum Wechsel sich bereiten,
und Eitelkeit nicht lieb gewinnen,
kann Sterben zu keinem Entsetzen verleiten.
Lässt die Seele die schmachtenden Glieder,
sie kommt wieder
wenn die Tage der Ruhe verstrichen:
ist der Mensch im Tode verblichen,
er stehet auf, sein Geist ist unverdorben,
er lebt auf's neu, als wär er nie gestorben.

Text:
Melodie: Unbekannt