Die Nacht ist vor der Tür

1) Die Nacht ist vor der Tür
und liegt schon auf der Erden.
Mein Jesu, tritt herfür
und lass es lichte werden:
bei dir, o Jesulein
ist lauter Sonnenschein.

2) Gib deinen Gnadenschein
in mein verfinstert' Herze,
lass in mir brennend' sein
die schöne Glaubenskerze,
vertreib der Sündennacht,
die mir viel Kummers macht.

3) Ich habe diesen Tag
viel Eitelkeit getrieben,
du hast den Überschlag
gemacht und aufgeschrieben:
ich selber halte mir
die schwere Rechnung für.

4) Soll meine Sünde nie
nur aufgeschrieben bleiben,
so bitt' ich, wollst du sie
mit deinem Blute schreiben:
denn diese Schrift allein
schreibt keine Schulden ein.

5) Sollt' etwa meine Schuld
wo angeschrieben stehen.
Da steht jetzt Gottes Huld,
die kann mir nicht entgehen.
Dein rosinfarbnes Blut
macht alle Rechnung gut.

6) Ich will mit dir, mein Hort,
auf's neue mich verbinden,
zu folgen deinem Wort,
zu fliehn den Wust der Sünden:
dein Geist mich stets regier
und mich zum Guten führ.

7) Wohlan! Uch lege mich
in deinem Namen nieder,
und morgen ruf ich dich
zu meiner Arbeit wieder:
denn du bist Tag und Nacht
auf meinen Nutz bedacht.

8) Ich wünsche nur von dir,
nicht von der Welt zu träumen.
Drum bitt' ich, wollst du mir
zu deiner Seele raumen:
ach, heiße meinen Geist
nur träumen, wer du seist.

9) Ich schlafe, wache du:
ich Schlaf in deinem Namen:
sprich du zu meiner Ruh'
dein kräftigs Ja und Amen!
Denn darum stell ich dich
zum Wächter über mich.

10) Ich schließ die Augen zu,
weil Jesus mich bewachet,
ich schlaf in guter Nacht,
bis mich das Licht anlachet:
mein Jesu halte Wacht,
mein Jesu, gute Nacht!