Christliche Liederdatenbank    

Entflohen sind die hellen Tagesstunden

1) Entflohen sind die hellen Tagesstunden
vom drängend reichen Leben rasch beschwingt;
zu Schatten der Erinnrung hingeschwunden,
die bald auch die Vergangenheit verschlingt,
wenn nicht die kräftige Tat das Band gewunden,
das an die Ewigkeit sie festgebunden.

2) Gott, Herzenskündiger, du sahst mein Streben,
war es dem Unvergänglichen geweiht?
Gelang's ihm sich mit festem Flug zu heben,
frei aus den engen Schranken dieser Zeit?
Wird seine Frucht gedeihn für jenes Leben,
das du zum hohen Ziele uns gegeben?

3) Hab' ich geschöpft aus deiner Weisheit Quelle,
die rein an jedem Ort für jeden fließt?
War ich an der mir angewiesenen Stelle
zum Wesenkranze, der an dich sich schließt,
ein würdiger Zweig, der in des Himmels Helle
einst grünen wird an deines Thrones Schwelle?

4) Hing ich an Christi Wort, du Gott der Güte?
Dient' ich dem Bruder rein und liebevoll?
Trug ich des Schwachen wankendes Gemüte?
Sah ich den Feind gedeihen ohne Groll?
Sah aufgehn hoher Gaben üpp'ge Blüte;
dass nicht der Neid den Busen mir durchglühte?

5) Allwissender, vor dem kein dunkles Sinnen,
kein leiser, rascher Wunsch verborgen ist;
du sahst mein Wirken heimlich sich entspinnen,
das nach dem Schein dein Auge nicht ermisst;
sah ich veredelt diesen Tag verrinnen?
Steh ich dir näher bei der Nacht Beginnen?

6) Wenn ich getreu an deinem Bund gehalten,
mein geistig Wesen edler zu dir steigt,
so gabst du Kraft; es ist dein gütig Walten,
dem meine Seele sich froh dankend beugt.
Doch wird was scheint vor dir, o Gott, sich halten,
durchspähest du des Herzen engste Falten?

7) Du sahest auch die unvollbrachte Sünde,
die noch als Keim in dem Gedanken schlief.
Gerechter, strenger Richter, wie bestünde
ich, wenn der Tod vor dein Gericht mich rief?
Ach Vater, gönne deinem schwachen Kinde
noch Zeit, dass es sein Heil noch fester gründe.

8) Tau' sanfte Ruh' auf meine müden Glieder,
erquicke mich zu neuer Tätigkeit,
dass, kehrt der Tag mir Neugestärkten wieder,
mein Herz sich dir mit neuem Eifer weiht.
Doch gibst du Schmerz für Lust, du Weltregierer,
so seh auch er zu dir mein sichrer Führer.

Text:
Melodie: Unbekannt