Christliche Liederdatenbank    

Erwache, meine Seel, und sage Lob dem Herren

1) Erwache, meine Seel, und sage Lob dem Herren,
o Gott, wie bist du doch so rühmlich für und für!
Dein großer Schein bestrahlt den Weltkreis weit und ferren,
dein Schmuck, in dem du gehst, ist nichts als Schmuck und Zier.

2) Dein Kleid ist reiniglich und sauber zubereitet,
ist auf den Glanz gemacht und lichter Schönheit voll:
du hast das blaue Tuch des Himmels ausgebreitet
dir zur Tapezerei, als wie ein König soll.

3) Die Decke, welche dir dies hohe Haus muss tragen
und du hast aufgewölbt, ist unerschöpftes Meer.
Das Wasser ist dein Hof, die Wolken sind dein Wagen,
die Winde flügelst du und jagst sie vor dir her.

4) Die Winde flügelst du und schickst sie all zusammen
wie treue Boten aus, dein Herold ist die Luft,
der Donner höret dich, der Sturm und schnelle Flammen
erzeigen ihren Dienst, wenn deine Stimme ruft.

5) Du hast des Himmels Fuß, die große Last der Erden,
dein weises Meisterwerk, in starken Grund gelegt,
den Bau ihm lassen selbst zur Gegenwaage werden,
so dass er weder sinkt, noch auf die Seite schlägt.

6) Du hattest ihm vorhin zum Mantel umgegeben
die bodenlose See, ihr Schaum ging überher.
Die Felsen, so ihr Haupt dermaßen hoch erheben,
die standen zugedeckt und waren lauter Meer,

7) Jedoch so bald dir nur geliebet hat zu wincken,
hat auch die wilde Flut ihr einen Weg gesucht.
Auf deiner Stimme Blitz fing alles an zu sinken,
die Wellen wurden scheu und eilten in die Flucht.

8) Die Berge mengten sich der Luft mit ihren Spitzen
und ragten stolz herfür, das Feld ward abgesenkt,
die Klippen mussten stehn, die tiefen Täler sitzen,
da wo du jeglichem hast seinen Ort geschenkt.

9) Du hast der breiten See den Grenzestein gezeiget,
so dass ihr kühner Lauf nun seine Schwelle weiß
und nicht mehr unbepfält an fremdes Ufer steiget.
Und nicht mehr überfällt den müden Erdenkreis.

10) Die flachen Gründe sind der Brunnen kühle Stelle,
worein sie hat gepflanzt dein unerschöpfter Sinn.
Hier sucht ihr freien Gang die Flut der reichen Quelle,
hier rauscht der Flüsse Strom an rauen Bergen hin.

11) Dies hast du für die Tier' auch also haben wollen,
damit kein Mangel sei auf ihrer grünen Bahn
und sie den heißen Durst genüglich stillen sollen,
so dass des Wildes Heer sich fröhlich letzen kann.

12) Hier hört man um den Strand auf hohen Ästen singen
die schön gemalte Schar der weiten Himmelsluft,
hier hört man sie mit Lust die Tageweise schwingen,
das Tal und Feld und Wald und Ufer widerruft.

13) Du machst die Berge nass, schickst angenehmen Regen
aus deinen Wolken her mit einer milden Hand.
Die Luft muss schwanger sein, gebären deinen Segen,
dein süßer Perlentau befeuchten alles Land.

14) Du lässest für das Vieh entsprießen feiste Weide,
du gibst ihm weiches Gras und schaffest Futter ein.
Das Volk der Sterblichen hat Kräuter und Getreide,
damit es beides satt und auch gesund kann sein.

15) Der Menschen Herz und Blut wird durch das Blut der Erden
den Wein, den Sorgentrost, zur Fröhlichkeit gebracht,
sein Antlitz kann von Öl erquickt und schöner werden,
die Glieder von der Kraft des Brotes stark gemacht.

16) Dass so viel Bäume sich durch Tal und Berg erhöhen
und wachsen ungeprosst und haben vollen Saft,
dass auf dem Libanon die festen Zedern stehen,
das wohlgeschmackte Holz, dies hast du auch geschafft.

17) Hier pflegt in stiller Ruh' der Sperling aufzurüsten,
sucht für sein leichtes Nest ihm einen kleinen Raum.
Hier sieht man hoch empor den stolzen Reiher nisten,
fast um ein großen See, auf einem Tannenbaum.

18) Die zarte Hündin kennt, dass Berge für sie dienen,
die Gemse schwinget sich auf Klippen in die Luft.
Die samenreiche Zucht der flüchtigen Kaninen
hat ihren Aufenthalt in wilder Felsen Kluft.

19) Damit das Jahr von uns kann eingeteilet werden,
so muss des Mondens Nadt jetzt leer, jetzt trächtig stehn
es weiß des Tages Zier, die Herze dieser Erden,
die Sonne, welche Zeit sie soll zu Bette gehn.

20) Du heißest alles Land durch Finsternis verbleichen
und gibst den Wolken um das braune Kleid der Nacht.
Dann hört man wie die Tier' aus ihren Löchern weichen
und wie das scheue Wild sich durch die Büsche macht.

21) Der Wälder Furcht und Kraft, die jungen Löwen, wissen
wo Raub zu suchen sei in ihrer Hungersnot,
dieweil sie einig dich, nur einig dich, begrüßen
und brüllen auf zu dir, du auch der Tiere Gott!

22) Wenn dann der Sonnen Gunst mit einem güldnen Blicke
den Erdenkreis erweckt von seiner langen Ruh,
da nehmen sie den Weg in voller Schar zurücke
und läuft ein jegliches auf seine Höhle zu.

23) Dann legt der Mensch sich an, verbringt auf seinem Grunde
und Äckern den Beruf, wozu er ist bestimmt
und wird der Erden Arzt, bis dass die Abendstunde
die Arbeit und den Tag zugleiche von ihm nimmt.

24) O Herr, wie wunderbar und groß sind deine Werke!
Wer ist es, der sie kennt und alle nennen soll?
Du, du hast dies getan durch deine weise Stärke:
das ganze weite Rund ist deiner Güte voll.

25) Was dann die See betrifft, wer will ergründen können
das Vieh der reichen Flur und kalte Schuppenheer?
Denn die Gestalt an ihm ist nimmer auszusinnen,
die Anzahl nur allein so groß nicht als sein Meer.

26) Hier läuft das kühne Schiff dir Wette mit dem Winde,
und eilt geflügelt fort durch seine nasse Bahn,
hier hast du eingesetzt den Walfisch in die Gründe,
damit er lustig sein und fröhlich scherzen kann.

27) Es schaut und wartet, Herr, mit gläubigem Verlangen
dies was hier schwebt und lebt auf deine Gütigkeit.
Er dient dir sehnlich auf und hoffet zu empfangen
die Speise, die du schaffst zu rechter Essenszeit.

28) Sie kommen allesamt und heißen ihnen geben,
und kriegen Unterhalt, dass keines Mangel hat.
Sie kommen allesamt und du erquickst ihr Leben.
Tust du die Hand nur auf, so sind sie gänzlich satt.

29) Woferren aber du verbirgest dein Gesichte
und ihnen ihren Geist erzürnet willst entziehn,
so zittern sie vor Angst, so werden sie zunichte
und sind ein leichter Staub und Asche wie vorhin.

30) Wird nachmals über sie dein Atem ausgelassen,
so lebt was jetzund schon vom Leben nicht mehr weiß
und kann ihm neue Luft und frische Kräften fassen,
ja, du verjüngest auch den ganzen Erdenkreis.

31) Des Herren wertes Lob soll ewig bei uns wallen,
wir wollen allezeit erheben seine Kraft.
Der Herr der Herren hat ein großes Wohlgefallen,
hat seines Herzens Lust an Werken, die er schafft.

32) Wenn er die Erde nur ergrimmet an will blicken,
so zittert und erbebt die ganze schwere Last.
Die Felsen geben Dampf, der starken Berge Rücken
die rauchen, wenn er sie mit einem Finger fast.

33) ich will aus aller Kraft dess Herren Ruhm erheben,
will preisen meinen Gott mein ganzes Leben lang,
will, also weit er mir auf Erden Frist wird geben,
erhöhen seine Macht durch meinen Lobgesang.

34) Hingegen dieses sei er auch von mir gebeten,
er lasse meine Stimm' aus Gnaden zu sich ein
und gebe, dass sie kann in sein Gesichte treten,
so wird mein ganzer Sinn zum Singen freudig sein.

35) Der Sünder böse Schar muss ausgerottet werden,
muss sehn, nach dem sie ringt, den wohlverdienten Tod.
Das gottverhasste Volk muss nicht mehr sein auf Erden:
du wache, meine Seel', und lobe deinen Gott.

ferren = alte Form von 'fern' 
Nadt = Nadir, als Nadir wird in der Geometrie und in der Himmelsnavigation der dem Zenit gegenüberliegende Fußpunkt bezeichnet.

Text:
Melodie: Unbekannt