1) Herr, der du in der Höhe thronst
und doch aufs Niedre blickest,
der du so gern bei Schwachen wohnst
und ihren Geist erquickest.
Du bist den Sündern ernstlich feind
und doch zugleich der große Freund
verlorner armer Sünder.
2) Der ganzen Sünderschaft zu gut
bist du ins Fleisch gekommen
und hast durch dein Versöhnungsblut
die Schulden weggenommen.
Du stellest dich zum Bürgen dar
und ließest von der Feinde Schar
dich selbst zur Sünde machen.
3) Wie liebreich gingst du Sündern nach,
die sich von dir vergangen,
du rufst und lockst den ganzen Tag
mit sehnlichem Verlangen,
dass jedes Schaf, das du erkaufst,
und doch blind ins Verderben lauft,
sich möchte retten lassen.
4) Nun steht dem größten Bösewicht
der Zugang zu dir offen,
wem Moses schon das Urteil spricht,
der darf noch Gnade hoffen.
Wer kommt, wie sündlich er auch ist,
der wird, so wahr du Jesus bist,
nicht hilflos weggelassen.
5) Dies gilt auch mir, so komm auch ich
und falle dir zu Füßen.
Ich fleh: Erbarmer, lass auch mich
dies Sünderrecht genießen.
Was Sünder heißt, gehört ja dir.
Drum sieh herab, es liegt ja hier
auch einer deiner Sünder.
6) Ja, wahrlich ja, so fühl ich mich
zum Guten ganz erstorben,
voll bittrer Feindschaft gegen dich
und durch und durch verdorben,
undankbar gegen deine Huld,
die mit erstaunender Geduld
mich hat bisher getragen.
7) So seh ich aus, so steht's mit mir
und meinem tiefen Schaden,
doch kriech ich weinend hin zu dir,
denn ich bin eingeladen.
Wirf auf mich einen Gnadenblick
und mach an mir ein Meisterstück
von deiner Jesus-Treue.
8) Ich bin doch dein erkauftes Gut,
wie kannst du dies verschmähen?
Ich koste dich, dein Gottesblut.
Kannst du mich sterben sehen?
Dein Lieben ist ja allgemein,
wie? Sollt' ich denn der Erste sein,
den du verzagen ließest?
9) Mein Hirte, nein, dies kannst du nicht.
Dich jammerte des Armen,
du hast ein Herz, das gar bald bricht,
du musst dich mein erbarmen,
du sammelst mich in deinen Schoß,
machst mich von Schuld und Strafe los
und lässt mich mit dir leben.
10) Gott Lob! Dass ich's nun glauben kann,
ich sei nun ganz dein eigen.
Du, Heiland, nimmst dich meiner an,
dies soll mein Beispiel zeigen,
da du die Prob' an mir gemacht,
mich zu der Herde hast gebracht,
die du im Worte weidest.
11) Wie dank ich ewig dir dafür,
du bester Freund der Seelen!
Mein Mund soll, weil ich bin, von dir,
wie gut du bist, erzählen.
Ich will, so lang ich hier noch kann,
welch' Großes du an mir getan,
auch andern Seelen sagen.
12) Nur mach mich recht im Glauben treu,
dass ich dir stets anhange,
dir kindlich, willig folgsam sei
und sonst nichts mehr verlange,
als dass ich nur in deinem Kleid
der ew'gen Heilsgerechtigkeit
von dir erfunden werde.
13) So sing ich von dem Sünderrecht,
so lang ich hier noch wohne.
Und steht dein Eigentum, dein Knecht
dereinst vor deinem Throne,
rühmt er mit einer großen Schar:
o Jesu! Jesu! Du bist's gar,
du hast uns aufgenommen.
