Herr, für mein Leben dank ich dir

1) Herr, für mein Leben dank ich dir,
dir, der mir's gnädig gab.
Sei ferner, als mein Gott mit mir,
bleib bei mir bis an's Grab.

2) Gedenke, Gott der Lieb' und Huld,
der Jugendsünden nicht.
Und fordre wegen meiner Schuld
mich nicht schnell vor's Gericht.

3) Schon in der Taufe schwur ich dir
den Eid der Lieb' und Treu'.
Doch mein Gewissen sagt es mir,
dass er gebrochen sei.

4) Du weißt es, meine Seele schwebt
in furchtbarer Gefahr.
Sieh da, wenn man mir Gruben gräbt
auf mich, nimm meiner wahr.

5) Ach, meiner Feinde sind sehr viel,
und ihre List ist tief.
Wie mancher Christ kommt nicht an's Ziel,
der fein im Anfang lief.

6) Wie oft verleitet Fleisch und Blut,
mich auf verkehrten Sinn.
Das Böse halt ich oft für gut,
und Schaden für Gewinn.

7) Ich leb und kämpf in einer Welt,
die tief im Argen liegt.
Wie leicht ist's, dass ein Schwacher fällt!
Den sie lockt und bekriegt.

8) O führe mich, durch deinen Geist,
mein Gott, auf ebner Bahn.
Dass ich, so lang es heute heißt,
dir treu verbleiben kann.

9) Gib, dass mein Herz zu aller Zeit
der Jugendblüte flieht
und dass nicht Lust an Üppigkeit
mir deine Huld entzieht.

10) Entferne von mir stolzen Mut
und eitle Kleiderpracht.
Verhüte, dass kein irdisch Gut
mich stolz und lieblos macht.

11) Lass mich nie durch ein faul Geschwätz
vor dir zum Abscheu sein.
Schreib deine Frucht und dein Gesetz
mir tief in's Herz hinein.

12) Erinner mich, dass du, vom Thron
auf meine Wege siehst.
Und dass auch, wer noch jung ist schon
reif zu dem Sterben ist.

13) Verleih, dass ich dich, und die Welt
und mich erkennen kann.
Treib mich zu dem, was dir gefällt,
zu allem Guten, an.

14) Hilf, dass ich züchtig denk und bin,
mach meine Seele keusch.
Lenkt sich mein Sinn zur Wollust hin,
so kreuzige mein Fleisch.

15) Breit ich die Hände zu dir aus,
so heil'ge meinen Trieb.
O, mache mir dein Wort, und Haus,
und meinen Heiland lieb.

16) Steh zu Vollendung jeder Pflicht
durch deine Kraft mir bei.
Mach mich geschäftig, dass ich nicht
umsonst geschaffen sei.

17) Meine Ende kommt, spät oder bald:
mein Vater, hier bin ich!
Dein bin ich jung, dein bin ich alt,
dein bin ich ewiglich.