Hier fall ich, treuer Hirt, zu deinen Füßen nieder

1) Hier fall ich, treuer Hirt, zu deinen Füßen nieder,
mein Bräut'gam, drücke mich an deine Liebesbrust.
Denn wenn du mich erquickst, so sing ich Jubellieder
und preise dich mein Lamm, nach deines Herzens Lust.
Dann kann dir erst mein kindlich Lallen
ganz unvergleichlich wohl gefallen,
weil, was dir deine Esther singt,
als deine eigne Stimme klingt.

2) Drum fass ich dich, mein Lamm, bei deinem Blut und Wunden
und schwinge mich dadurch ins Herz des Vaters ein.
Durch dich bin ich versöhnt, da hab ich Heil gefunden,
da quillt mir tausend Lust, dein Himmel ist nun mein.
Was kann ich mich wohl hinfort betrüben?
Ich fühl dein unbegreiflich Lieben.
Mich schreckt kein Zorn, noch Strafgericht,
denn deine Huld verdammt mich nicht.

3) Die Rechnung ist quittiert, ich bin ganz frei gesprochen
und dein Verdienst, o Lamm, wird also angesehn,
als hätte ich niemals den Friedensbund gebrochen,
ja, als ob lauter Guts bisher von mir geschehn.
Das labet mein erschreckt' Gewissen,
dies nötigt Händ' und Füß' zu küssen.
Doch kriech ich ganz ins Herz hinein.
Kann deiner Treu nichts Liebers sein.

4) Frag ich: Was ist der Grund, der mich so sicher machet,
dass ich, verderbter Mensch, getrost zum Vater nah?
So ruft mein Jesus selbst: Ich bin's, der dich anlachet,
ich, der ich dich ganz bloß im Blute liegen sah.
An mir hast du den Mann gefunden,
der Sünd' und Tod hat überwunden.
ich bin's, der dich vertreten kann,
drum sieh mich unberrückt nur an.

5) So treff ich's, wenn, o Herr, sich in den süßen Frieden,
den mir dein Opfer bringt, mein schwacher Glaube hüllt.
Denn hat der Vater dir darum des Reich beschieden,
weil du den Liebes-Rat durch Blut und Tod erfüllt.
So kann ich's sicher auf dich wagen,
darf auch im Tode nicht verzagen,
ja, im Gerichte ist mr wohl,
weil du bist, der da kommen soll.

6) Preis, Lob und Ehr sei dir, dass ich den Weg gefunden,
auf dem die Toren selbst gewiss recht sicher gehn.
Ich bleibe dir dafür mit Seel' und Leib verbunden:
lehr mich mit wahrem Ernst nur auf dein Herz zu sehn.
So wird dein Lieben mich beströmen,
ich aber so viel Gnade nehmen,
dass selbst die letzte Todespein
ein Zeuge deiner Huld muss sein.