Ich ruf zu dir, mein höchster Gott

1) Ich ruf zu dir, mein höchster Gott,
der du mich hast geführet
bisher durch viel Gefahr und Not
und mich so wohl regieret.
So leite ja noch ferner mich
und gib, dass ich bedenke,
wie nun lenke
die Zeit zum Ende sich,
dass man ins Grab mich senke.

2) Verzeih mir alle meine Sünd',
verfahre nicht zu strenge.
Dein Geist regier' mich als dein Kind
und richte meine Gänge,
dass ich in keinem Augenblick
dich aus dem Herzen lasse,
mich recht fasse,
die Welt ganz werf zurück,
die mich aufhält ohn' Maße.

3) Den guten Vorsatz stärk in mir,
dass all mein Tun und Dichten
in heil'ger Andacht und Begier
nach dir sich möge richten,
damit in dieser ganzen Welt
nichts meinen Lauf verrücke,
noch verstricke,
wie sie mir hat gestellt
durch ihre böse Tücke.

4) Lass mich erwarten stets bereit,
wenn du mich wirst abholen.
Gib, dass, mein Gott, ich allezeit
dir möge sein befohlen,
dass, wenn du kommst, bald möge ich
dir meine Seel' aufgeben
und daneben
beschließen seliglich
dies eitle, kurze Leben.

5) Dein Heil'ger Geist verlass mich nicht
in meiner letzten Stunde.
Wenn meine Zunge nichts mehr spricht,
wirk Er im Herzensgrunde
und wohne mir mit Tröstung bei,
dass ich mög' selig sterben
und ererben
das himmlisch' Erbe frei,
das nimmer kann verderben.