Christliche Liederdatenbank    

In diesen letzten Tagen schrei ich, mein Gott zu dir

1) In diesen letzten Tagen
schrei ich, mein Gott zu dir.
O Herr, vernimm mein' Klage,
die ich im Herzen führ.
Denn jetzt in dieser letzten Zeit
viel falsch' Propheten trennen
dein' arme Christenheit.

2) Ohn' alle Scheu sie lehren
und habens keinen Grund:
in dem Nachtmahl des Herren,
wie aller Welt ist kund,
da werd' nicht Christi Leib und Blut
mit Brot und Wein genossen -
verführt manch' Christen gut.

3) Hinieder auf der Erden
hält man das Nachtmahl schon,
im Himmel wohnt der werte
mit seim Leib Gottes Sohn -
kann nur an einem Ende sein
und nicht all Stätt' erfüllen,
lehrn sie mit falschem Schein.

4) Auf solchs tun sie anregen
die falsch' Sophisterei,
Christus sei nicht zugegen,
zum Vater 'gangen sei
und hab die Welt verlassen gar:
der Armen soll man pflegen,
weil wir ihn nicht mehr han.

5) Nachdem er tät hier leben
in seiner Menschheit bloß,
da ward er auch umgeben
mit Angst und Schwachheit groß.
Lebt in der Welt wie der Mensch' Kind:
die dem Kreuz und dem Tode
all' unterworfen sind.

6) Nun ist er auferstanden
mit G'walt wohl von dem Tod,
geht ihm nicht mehr zuhanden
wie vor groß Angst und Not.
Das will er hier beweisen frei,
dass er die Welt verlassen,
zum Vater gangen sei.

7) Hoch ist er aufgefahren,
von Gott hat alle G'walt.
Dadurch ist offenbare,
dass er vermag alsbald,
was er mit seim Mund reden tut.
Das soll man auch glauben, -
Vernunft trügt bald den Mut.

8) Also soll man nicht trennen
sein Wort von Gottes Kraft,
sondern hier fest bekennen:
was er red', bald er's schafft -
und glauben recht mit Abraham:
was uns Christus tut sagen,
dasselb' auch leisten kann.

9) Lass dich auch nicht betrügen,
dass Brot verwandelt werd',
wie die Papisten lügen,
in Leib des Herrn verkehrt.
Denn hier g'schieht kein Veränd'rung gar,
sondern ein jedes bleibet
in seiner Ordnung gar.

10) Brot und Wein wird dir geben
als sichtbar' Element,
Leib und auch Blut daneben
hast in dem Sakrament
wahrhaftig, ohn' Betrug und List,
wie wohl keins ist das ander
gar nicht verwandelt ist.

11) Man tut auch nicht zerbeißen
den Leib Christi so zart,
mit Zähnen nicht zerreißen
nach der gemeinen Art,
sondern das nicht begreifen kann
kein fleischlich' Sinn und Mute,
wie solches mag zugahn.

12) Eben drum ist kein Nütze
das Fleisch mit seim Verstand,
es treibt nur sein Fürwitze,
Gotts Wort ist ihm ein Tand.
Der Geist Christi fasset allein
und tut es alles lehren,
was uns dünkt unmöglich sein.

13) Ich will auch nicht verhehlen,
Cyrilli Spruch so klar,
sagt: Wir han Leib und Seele -
daraus ist offenbar,
dass wir mit Christo, Gottes Sohn,
auch auf zween Weg und Weise
vereinigt werden schon.

14) Recht als ein Mensch gar werte
im heiligen Nachtmahl sein
leiblich auf dieser Erden
will Christus bei uns sein,
und denn durch seinen Geist ohn' Spott
hat sich gänzlich vereinigt
Christus mit uns als Gott.

15) Hierauf Antwort behände
die falsch gottlose Rott':
'Im Alten Testamente
da uns bezeichnet Gott
durch äußerlich' Figur und Schein
viel ander' Ding und Wesen,
die nicht zugegen sein.

16) Im Neuen muss dergleich
das Sakrament allein
nur sein ein G'dächtniszeichen
des Leibes Christi rein,
der doch gar nicht zugegen ist.'
willst nun sein unbetrogen,
so merk, o frommer Christ:

17) Der Schatten ward im Alten,
im Neuen ist das Licht.
Drum soll man g'weisslich halten:
Christus der Körper ist,
darauf das Alt gedeutet hat
mit seinen Sakramenten, -
nun hat es nimmer stat.

18) Christus ist selbst das Wesen
im Neuen Testament.
Drum, was wir daselbst lesen
von diesem Sakrament:
das Ding gewiss zugegen ist,
darauf die Zeichen weisen,
ohn' all' Betrug und List.

19) Nun lasst uns alle bitten
Gott Vater in seim Thron,
dass er uns woll' behüten
vor falscher Lehr' und Wahn.
Menschlich' Vernunft fürwitzig ist,
tut Gottes Wort verkehren
mit falsch' Betrug und List.

20) Zu dir wir Arme schreien:
wehr menschlichem Fürwitz,
dein Geist tu uns verleihen,
das Fleisch ist gar kein Nütz.
Dass wir weis' und verständig sein
allein in deiner Klugheit
zu ehrn dem Namen dein.

Das Lied ist eine Verteidigung des lutherischen Abendmahlsgedanken gegen die Thesen der reformierten (ab Strophe 4) und der katholischen Theologen (ab Strophe 9).

Text:
Melodie: Wenn meine Sünd' mich kränken