Christliche Liederdatenbank    

Mein Gott, mein erstes Wort, ich bin erwacht

1) Mein Gott, mein erstes Wort, ich bin erwacht
fern ist der Tag mit seinem Flammenschilde,
und wie ein schwarzer Rauch bedeckt die Nacht
zwar leicht, doch dicht ein jegliches Gebilde.
Fern ist der Mond, der Wächter der Natur,
und seine Sterne seh' ich freudig glühen;
vielleicht bedeckt ein Nebelsee die Flur,
vielleicht auch mögen dunkle Wolken ziehen.

2) Stumm ist die Nacht, doch ist sie tatenschwer,
und Gottes Wunder wird von ihr geboren;
sie sendet uns im Tau die Ernte her,
sie ist das Füllhorn, das sich Gott erkoren.
Indes der Mensch dem Leibe zahlt die Schuld
und nicht vermag an seinen Gott zu denken,
will ihm der Herr, o übergroße Huld,
mit milder Hand ein neues Leben schenken.

3) Doch wie als Friedensengel nicht allein,
auch als der Tod das Heil uns kommt hernieder,
so flammt um sie des Blitzes roter Schein,
und Stürme ziehn durch ihre schwarzen Glieder.
Der Hagel schlägt die Saat, die Welle steigt,
und tückisch frisst ihr Zahn am sichern Damme;
der Mehltau trifft die Frucht, dass sie erbleicht,
und furchtbar wächst die unbemerkte Flamme.

4) Wer weiß, was diese Nacht für mich verhüllt,
wie nötig Stärke mir am frühen Morgen,
ob mir nicht wird mein Leidenskelch gefüllt,
ob zehnfach nicht verdoppelt meine Sorgen?
Ich kann noch viel verlieren in der Welt;
ich hab Geschwister, Mann und liebe Kinder
und Ehr und Gut: wenn dir es, Herr, gefällt,
nimm alles hin, ich liebe dich nicht minder!

5) Was du verhängt, es ist nur dir bekannt,
ich weiß es nicht und sorg es nicht zu wissen;
um eins nur bitt' ich, dass in deiner Hand
ich demutsvoll die Rute möge küssen.
Gib, dass ich nicht in Unmut sinken mag,
ob auch des Körpers morsch' Gebäude wanke,
dass ich dich lobe bei dem harten Schlag
und dass ich dir im tiefsten Elend danke.

6) Ich wünsche nichts; mein Heil, ich stell es dir
anheim in deine väterliche Güte:
allein die Meinen segne für und für;
schick deinen Engel, dass er sie behüte.
Zwar such ich mutig sie nach Menschenkraft,
so Geist als Leib, zu ihrem Heil zu führen;
wohl nützt dem Körper, was der Körper schafft,
doch ihre Seele kann nur Gott regieren.

7) Gib ihnen Licht, wo es noch dunkel ist,
gib ihnen Kraft, wo schon ein Strahl entglommen,
gib ihnen Trübsal, wenn ihr Herz vergisst,
ihr eitles Herz, woher das Glück gekommen.
Doch wenn das Leiden sie zum Missmut drückt,
gib ihnen Freude, dass sie dich erkennen;
gib ihnen Trost, wenn einst ihr Leben knickt,
und lass sie sterbend deinen Namen nennen.

8) In Jesu Schutz, nach Jesu Will' und Wort,
in Jesu Namen schließ ich meine Augen.
Die Nacht geht ihre stillen Wege fort;
was kommt, das muss zu Gottes Ratschluss taugen.
Erblick ich lebend und gesund den Tag,
so will ich deinen heilgen Namen preisen;
doch ob der Tod sein Anteil fordern mag,
in Jesu Wunden lässt sich's sicher reisen.

Text:
Melodie: Unbekannt