Christliche Liederdatenbank    

Mein Gott, wie stark ist doch in mir

1) Mein Gott, wie stark ist doch in mir
die Macht und Wut der Sünden,
streit ich nicht tapfer für und für,
so will sie mich schon binden,
sie reißt und lockt, sie plagt und zieht
den Geist, den Leib und das Gemüt
nur zu verbotnen Dingen,
was ich nicht will, das fordert sie,
was ich verfluch in saurer Müh',
kann sie gar bald verbringen.

2) Wie mächtig ist in mir die Lust,
ob ich sie gleich verdamme,
so fühlet sie doch meine Brust
mit ihrer schnöden Flamme,
schreit gleich der Geist, streit gleich der Sinn,
lauft sie doch durch die Glieder hin
und lässt sich nicht erhalten,
da bin ich in in meinem Streit
mit meinem Mut und Tapferkeit
und muss gar bald erkalten.

3) Geh ich, o Herr, nach deinem Wort,
und will nichts sein und bleiben,
so reißt mich Hochmuts-Stärke fort,
die Demut zu vertreiben,
die Ungeduld bezwinget mich,
Geiz, Rachgier wirft mich unter sich,
ja reine Ruhe fehlet,
bald bin ich hier, bald bin ich da,
bald ist mir selbst Verzweiflung nah,
die meine Seele quälet.

4) Gewiss, mein Auge siehet schon
den Zunder zu der Höllen.
Die Sünde weiset mir den Lohn
bei, den verdammten Stellen,
sie spricht: Es ist nun alles aus,
ich lass mich aus dem alten Haus
so leichtlich nicht vertreiben.
Du hast es schon vielmals gewagt,
und sieh, ich bin noch unverzagt,
mich an dir wohl zu reiben.

5) Und, treuer Vater, das ist wahr,
ich werd' oft abgeschlagen!
Mein Siegs-Triumph ist allzu rar,
ich muss mich selbst verklagen,
ja, lässt du mich nur einen Tag,
so seh ich, dass ich nichts vermag,
und bin wie andre Sünde,
nur fürcht' ich mich für solche Last,
die täg- und nächtlich auf mich passt,
gleich einem Überwinder.

6) Doch, Starker, ich bin unverzagt,
wenn du mir noch beistehest:
ich bin von dir noch nicht verjagt,
wenn du zur Seiten gehest,
gibst du die Kraft in meinem Sinn,
so fallen alle Feinde hin,
und haben schon verspielet,
je stärker Sünd' und Teufel sind,
je stärker sie der Stärkre bindt,
und seinen Mut abkühlet.

7) Drum beug ich mich, o großer Held,
vor dir in Staub mit Bitten.
Du wollest mich in dieser Welt
mit Kräften überschütten,
behalt ich dich, so fehl ich nicht,
weil du mir bist zum Heil gericht't,
in dir wag ich das Kämpfen:
fall ich im Streit gleich tausend Mal,
so hilf du mir auch ohne Zahl,
hilf mir die Sünde dämpfen.

Text:
Melodie: An Wasserflüssen Babylons