O großer Geist, des Wesen alles füllet    

1) O großer Geist, des Wesen alles füllet
und den kein Ort in seine Grenzen hüllet,
der unumschränkt
sich niedersenkt,
mit seiner Kraft in alle Dinge,
dem nichts zu groß, nichts zu geringe.

2) Kein Salomo kann einen Tempel bauen,
in welchem man dich könnt umringet schauen,
dein bloßer Saum
füllt dessen Raum.
Es muss selbst Himmel, Meer und Erden
ein Schauplatz deiner Ehre werden.

3) Will unser Fuß hinauf zu Wolken steigen,
so wird daselbst dein heller Glanz sich zeigen,
steigt er hinab
in Höll' und Grab,
senkt er sich zu des Wassers Gründen,
so wird er dich, du ihn, da finden.

4) Dein Auge sieht, was Nacht und Abgrund decken,
es kann sich nichts vor deinem Licht verstecken.
Es dringet ein
in Mark und Bein
und der verborgne Sitz der Nieren
muss deine helle Fackel spüren.

5) Kein falscher Gott, aus falschem Wahn verehret,
hat je sein Volk, was künftig sei, gelehret,
du aber weißt,
vollkommner Geist,
was künftig wird geschehen müssen
und lässt es deine Knechte wissen.

6) Du weißt und hörst, was deine Kinder beten,
du siehst, wenn sie verborgen vor dich treten,
macht gleich ihr Mund
nicht alles kund,
so kannst du selbst des Herzens Sehnen
mit Segen und Erhörung krönen.

7) Vor Menschen bleibt jetzt manches Tun verborgen,
dir aber ist die Nacht ein klarer Morgen.
Und dein Gericht
wird an das Licht
und an die helle Sonne bringen,
was finstre Winkel jetzt umringen.

8) O Auge, das nicht Trug noch Falschheit leidet,
wohl dem, der auch verborgne Sünden meidet,
der los und frei
von Heuchelei
vor dir und Menschen redlich handelt,
und unter deiner Aufsicht wandelt.

9) Erforsche selbst die innersten Gedanken,
ob sie vielleicht von deiner Richtschnur wanken,
lenk Herz und Sinn
zur Wahrheit hin.
Sei du der Leitstern meiner Füße,
bis ich, mein Licht, die Augen schließe.

Text:
Melodie: Hier ist mein Herz, o Seel und Herz der Seele