Schöpfer, der du des Gestirnes hochgewölbten Kreis gebaut    

1) Schöpfer, der du des Gestirnes hochgewölbten Kreis gebaut,
der du ewig unbewegt auf dem Throne deiner Höhe
die geschwinden Himmelsscheiben drehst wie eine Windesbraut,
und das Heer der Sterne zwingst, dass es in der Ordnung gehe.

2) Dem das große Licht der Nächte bald den ganzen Kreis erfüllt,
wenn es sein verbrüdert' Feu'r gegenüber ganz empfangen,
und das Licht der kleinen Sterne gar mit Strahlen überhüllt,
bald nah bei der Sonn' erblasst, wenn es in ein Horn zergangen.

3) Dem der Stern, der andre Lichter an die kühle Nachthut stellt,
wenn die Zeit des Abends kommt und des Tages Glanz entweichet:
seinen silber-blassen Zügel anders als gewöhnlich hält,
wenn er nur als Morgenstern von der Sonnenröt' erbleichet.

4) Du verschaffest, dass die Tage kürzer eingezogen sein,
wenn der scharfe Winterfrost alles Laub von Bäumen treibet.
Du, Herr, teilest auch der Nächte kurzgefasste Stunden ein,
wenn bei heißer Sommerzeit Tag und Licht mehr oben bleibet.

5) Deine Macht verteilt des Jahres immer wandelbaren Lauf:
dass der grünen Bäume Zier, die der Nordwind abgenommen,
der gelinde West ersetzet und des Sommers Hitze drauf,
dass in dicken Ähren kocht, was im Lenzen Saft bekommen.

6) Also wird vom Hauptgesetze nimmermehr kein Wesen los,
alles muss sein eigen Werk zu gewissem Zweck behalten:
so regierst du allenthalben, nur der Menschen Tun steht bloß,
Über denen willst du nicht löblich als ein Herrscher walten.

7) Denn wie kämen sonst die Wechsel des unsteten Glückes vor?
Was die Laster strafen soll, das muss jetzt die Unschuld büßen:
die verkehrte Bosheit schwebet auf den höchsten Thron empor,
ja, sie tritt der Frommen Hals wider alles Recht mit Füßen.

8) Der Berühmten Tugendstrahlen sind mit dunkler Nacht verdeckt,
der Gerechte muss die Schuld eines Übertäters tragen,
ihnen kann kein Meineid schaden, ja was auf das ärgste fleckt,
lügen, List und Trügerei ist bei ihnen nichts zu sagen.

9) Und was mehr, wenn ihr Belieben nur auf die Gedanken fällt,
sich nach angemaßtes Macht über andre zu erbittern.
Untertreten sie mit Freuden große Häupter dieser Welt,
obgleich sonst vor der'n Macht ganze Städt' und Länder zittern.

10) Schau doch auch geneigt auf Erden und wie dir die Not befällt,
der du diesen ganzen Bau kannst in stetem Bunde tragen,
wir, die Menschen, die wir auch nicht das kleinste Teil der Welt,
sind ja durch zu großem Sturm auf des Glückes See verschlagen.

11) Großer Herr, auf dessen Winken alles sich zusammenpresst,
komm, gebiet' dem wilden Sturm den so lang gewünschen Frieden,
und verbinde mit dem Bande, dass du oben sehen lässt
den zerschellten Erdenbau auch beständig eins hienieden!

Text:
Melodie: Unbekannt