Christliche Liederdatenbank    

Sei aller Wollust Reiz zu wehren

1) Sei, aller Wollust Reiz zu wehren,
o Mensch, ein Freund der Nüchternheit.
Lass Speis' und Trank dich nie beschweren
und steure deiner Sinnlichkeit.
Sei deiner Schwachheit dir bewusst
und meid' oft selbst erlaubte Lust.

2) Sei, um die Wollust zu verhüten
stets schamhaft gegen deinen Leib.
Lass nicht dein Auge dir gebieten,
flieh eitlen Scherz und Zeitvertreib.
Des frechen Witzlings freier Scherz
erniedrigt und verdirbt dein Herz.

3) Entzieh der Wollust ihre Kräfte
im Schweiße deines Angesichts.
Der Unschuld Schutzwehr sind Geschäfte,
Nichtstun das Netz des Bösewichts.
Bei Trägheit und bei Müßiggang
besiegt uns jeder böse Hang.

4) Willst du der Wollust Trieb bekämpfen,
eh' er die Freiheit dir verwehrt,
so such ihn früh in dir zu dämpfen.
Hat ihn dein Herz zuvor genährt
und du hast ihn nicht gleich erstickt:
so wird er schwerlich unterdrückt.

5) Oft täuschen dich des Lasters Triebe
und du erblickst nicht die Gefahr.
Oft wird das Unerlaubte Liebe,
was anfangs nichts als Freundschaft war.
Ein langer Umgang macht dich dreist
und du vergisst, was Unschuld heißt.

6) Dein fühlend' Herz wird sich's verzeihen,
dass es des Lasters Trieb ernährt.
Es wird nur seinen Ausbruch scheuen,
weil dieser vor der Welt entehrt,
die kleinen Fehler übersehn
und so zu großen übergehn.

7) Ist's Sünde nur, die Tat vollbringen?
Ist, wer sie meidet, tugendhaft?
Sollst du nicht auch den Trieb bezwingen,
nicht auch den Wunsch der Leidenschaft?
Soll bloß dein außrer Wandel rein,
soll's nicht auch deine Seele sein?

8) Begierden sind es, die uns schänden,
sie, sie verletzen unsre Pflicht
auch ohne dass wir sie vollenden.
Drum rühme dich der Keuschheit nicht.
Es sei denn, dass dein freier Geist
der Lüsten Herrschaft sich entreißt.

9) Beleb' in dir oft den Gedanken:
die Unschuld ist der Seele Glück.
Er halte, fängst du an zu wanken,
dich noch von deinem Fall zurück.
Dir gibt dein ganzer Lebenslauf
sie nicht zurück, gibst du sie auf.

10) Drum fliehe vor der Wollust Pfade
und lockt sie dich zu ihrer Bahn,
so rufe innig Gott um Gnade
und Kraft in der Versuchung an.
Erzittre vor dem ersten Fall,
du fällst gewiss mehr als einmal.

Text:
Melodie: Wer nur den lieben Gott lässt walten