Christliche Liederdatenbank    

Sinke, stille Mitternacht

1) Sinke, stille Mitternacht,
schwermutsvoll auf mich hernieder!
Ihr, die ihr den Lauf vollbracht,
liebe Freunde, kehret wieder!

2) Dass ich euch, die ihr früh
mir entfloht, im Bilde sehe,
und in frommer Phantasie
liebend euch entgegen gehe.

3) Jene Stunden, da wir warm
einer zu dem Andern eilten,
Seel' an Seele, Arm in Arm,
unsre schönsten Freuden teilten.

4) Und in reinster Sympathie
uns durch Feld und Wiesen schlangen
und die ew'ge Harmonie
aller Werke Gottes fangen.

5) Und der Tugend hohes Heil
ganz empfanden: Jene Stunden,
meines Lebens bester Teil,
ach, sie sind dahingeschwunden!

6) Nehmet meinen wärmsten Dank
noch nach jener Welt hinüber!
Winket mir mit Seelendrang,
flüstert zu mir: 'Teurer, Lieber,

7) Schaue oft nach uns herauf,
lebe rein und unverblendet.
Wandle würdig deinen Lauf,
ende, was wir nicht vollendet!'

8) Schon ist's nicht mehr Ängstlichkeit,
unter der ich an euch denke,
wenn die Liebe gleich gebeut,
dass ich euch noch Tränen schenke.

9) Bald denk ich in Ruhe ganz
daran nur, wie's euch gelungen,
dass ihr noch den Heldenglanz
in der Todesangst errungen.

10) Dann soll eure Freudigkeit
nach vollbrachten Tagewerken
mich in Gottergebenheit
noch zum letzten Kampfe stärken.

11) Dass ich meinen Gang von hier
gleich getrost alsdann betreibe,
und noch lange, so wie ihr,
meinen Freunden Beispiel bleibe.

12) Bis wir einst durch Schöpferkraft
unsrer Liebe Band erneuen,
und der ernsten Wanderschaft
uns in jener Welt noch freuen.

13) Ruhet, Edle, leicht und mild,
bleibt mir ewig wert und teuer.
Und ein Blick auf euer Bild
sei mir sanft, wie Frühlingsfeier!

Text:
Melodie: Unbekannt