Christliche Liederdatenbank    

Soll meine faule Brust für deinen Augen stehen

1) Soll meine faule Brust vor deinen Augen stehen,
und dir entgegen gehen,
dir, o du großes Licht!
O Licht, das mit Gewalt durch Nacht und Schatten bricht,
und unsre schnöde Lust tief in den Nieren kennet,
auch ehe sie entbrennet,
und in die Flamme schlägt,
du kennst es, was mein Leib für Eiterbeulen trägt,
wie vieler Laster Gift bei mir hat eingerissen,
wie von den schnöden Füßen,
bis an das Scheitelbein,
nichts als ein Höllen-Aas mehr will zu finden sein,
dies seufzende Spital fällt jetzt für dir darnieder,
und zeigt die schwachen Glieder,
sei dem Beginnen hold,
ach! dämpfe deinen Grimm, und tilge meine Schuld.

2) Du kennst mehr als genug die Schwachheit meiner Lenden,
was willst du von den Händen?
Kein Opfer suchst du nicht,
ein Herze, das dich fürcht, hab ich dir angericht,
das schütt ich vor dir aus, durch tausend, tausend Zähren,
das will ich dir gewähren,
doch dieses nicht allein,
der Vorsatz rein zu sein, soll ewig bei mir sein.
Ich will, soviel ich kann, durch Blut und Adern dringen,
ich will die Sinnen zwingen,
und ihr vergif'tes Band
zerreißen Faden gleich, durch eine reine Hand.
Es soll kein falscher Wahn mehr meine Geister binden,
mich soll nichts mehr entzünden,
das falsche Funken führt,
durch deinen Strahl allein wird Herz und Sinn gerührt.

3) Ich weiß, du lässt es nicht mich Armen anzuschauen,
ich seufze mit Vertrauen,
ich weiß, du lässt es nicht,
dass deiner Hände Bau durch Sturm und Fäulnis bricht,
dass dieses, was du mir zum Erbteil hast erkoren,
sei ewiglich verloren.
Ich kenne dich durch dich,
du liebest mich vielmehr, als ich noch selber mich.
Die Hoffnung lässt mich nicht in meiner Krankheit sterben,
wie könnt ich doch verderben,
wenn deines Wortes Kraft
durch den verdorrten Leib erneuert neuen Saft.
Weil du mich selber rufst, und mich begehrst zu heilen,
wie sollt ich doch verweilen,
wie sollte meine Not
nicht bald vertilget sein durch meinen Arzt und Gott.

4) Ach, heile nicht allein, vermehre meine Stärke,
dass ich die Kräften merke,
die Siegel deiner Gunst,
durch die ich tilgen kann die Blüte böser Brunst,
und also als ein Held den Adern oben liegen:
denn hilfst du Herr nicht siegen,
so ist's um mich getan,
wer ist, der ohne dich den Sieg erlangen kann.
Erwecke neue Lust, brich durch die alten Lüste,
bereit in einer Wüste
dir ein erbautes Feld,
in dem kein Baum bekleibt, gepflanzet von der Welt.
Da wahre Himmels-Saat sich kräftiglich beweget,
und reine Früchte träget,
da ganz kein Unkraut bleibt,
da Blume, Kraut und Frucht durch deine Hand bekleibt.

bekleibt = bekleiben, an etwas kleben bleiben, auch: verbleiben

Text:
Melodie: Unbekannt