Unendlicher, den keine Zeit umschließt    

1) Unendlicher, den keine Zeit
umschließt mit ihren Schranken.
Beim Anblick deiner Ewigkeit
vergehn mir die Gedanken.
Ich sinne nach, bewund'rungsvoll
und weiß nicht, wie ich's fassen soll:
du bist und bleibest ewig!

2) Noch ward von keiner Sonne Licht
durch diese Welt verbreitet.
Noch jauchzen dir die Himmel nicht
durch deine Macht bereitet,
noch war kein Land, noch quoll kein Meer
aus unsrer Erde Gründen her:
du aber warst schon ewig!

3) Von Ewigkeit her sahest du
die künft'ge Welt entstehen
und maßest auch die Zeit ihr zu,
wenn sie wird untergehen.
Vom Engel bis zum Wurm herab
wogst jedem du sein Schicksal ab
und nanntest ihn mit Namen.

4) Längst stehet dieser Weltbau da,
von dir bisher erhalten.
Du winkst, so ist sein Ende da,
so eilt er zu veralten.
Und werden seiner Jahre viel,
so setzest du ihm doch ein Ziel
nach deiner Güt' und Weisheit.

5) Nur Augenblicke leben wir,
wir, Werke deiner Hände.
Nicht eine Stund' ist es vor dir
vom Anfang bis zum Ende.
Nie nehmen deine Jahre zu:
in aller Ewigkeit wirst du
derselbe sein und bleiben.

6) Ja, du bist ewig, stirbest nie,
bleibst ewig meiner Seele
der starke Fels, den ich für sie
zur sichern Zuflucht wähle.
Denn deine Gnad' und Wahrheit ist
so ewig, als du selber bist:
heil dir, dass ich dir traue!

7) Mein Leib ist sterblich, nicht mein Geist,
den will ich dir vertrauen.
Dein Wort, das Wahrheit ist, verheißt,
es soll dein Antlitz schauen.
Mein Leib ruht eine kurze Zeit,
am Erntetag der Ewigkeit
wirst du ihn auferwecken.

8) Ob alles um mich her vergeht,
soll ich nicht mit vergehen.
Vor deinem Thron, der ewig steht,
soll ich, gleich ewig, stehen.
Du gibst an allen deinem Heil,
Gott, deinen Auserwählten Teil,
auch mir, auch mir mit ihnen!

9) Ja, fallen Erd' und Himmel hin
an deinem Weltgerichte,
dann dank ich's dir, dass ich noch bin
und wohn' in deinem Lichte.
Dann werd' ich ewig, ewig sein,
mich unaufhörlich deiner freu'n
und meiner Seligkeiten.

10) Der Seligen Unsterblichkeit,
die du mir dort willst schenken,
lehr' mich in dieser kurzen Zeit,
o Gott, mit Ernst gedenken.
Sie sei mein Trost, mein höchstes Gut,
sie stärke mich mit Kraft und Mut,
gerecht vor dir zu wandeln.

Text:
Melodie: Es ist das Heil uns kommen her