Wer kann, o Gott, wie groß du bist    

1) Wer kann, o Gott, wie groß du bist,
ganz denken, ganz empfinden?
Kann, was des Höchsten Weisheit ist,
begreifen und ergründen?
Wann wird sie je enthüllet sein?
Wer dringt in ihre Tiefe ein?
Sieht hier nicht Dunkelheiten
des Forschers Blick begleiten?

2) Es kann, Allweiser, wie du schufst,
kein Sterblicher verstehen.
Es kann, was du ins Dasein rufst,
kein Auge übersehen.
Wer kennet aller Kräfte Gang?
Erforschet den Zusammenhang,
durch den du sie verbindest
und Welt und Welten gründest?

3) Wer weiß, wie du der Sonnen Flug
und ihre Strahlen leitest.
Wie du des Mondes stillen Zug
und seine Bahn bereitest.
Die Erd' um ihre Sonne führst
und aller Welten Lauf regierst.
Des Frühlings Schmuck erneuest
und Schnee und Schlossen streuest.

4) In tausend Stufen bildest du
der Tiere lange Reihen,
und allen fließt dein Segen zu,
dass alle sich erfreuen.
Sie sammeln gern mit froher Müh'
du nährest und du sättigest sie.
Lässt auch für sie die Saaten
und süße Frucht geraten.

5) Wer hätte diese Stufenbahn
so gut, wie du, gewählet?
Wer hätte, was du tatst, getan,
das Mittel nicht verfehlet,
das allen Wesen Überfluss
und stets erneuerten Genuss
aus deiner Hand gewähret
und ihr Geschlecht vermehret?

6) Wohin mein forschend Auge sieht,
in Tieren, Bäumen, Pflanzen,
schließt immer alles Glied an Glied,
ist Ordnung in dem Ganzen.
Zielt hier Verlust und dort Gewinn
aufs allegemeine Beste hin,
ward, was ein Teil entbehret,
dem Nützlichern gewähret.

7) Wer weiß, wenn er auch mehr Verstand,
als selbst der Engel, hätte,
weiß, wie sich Kraft mit Kraft verband,
wie sich der Wesen Kette
sich Glied an Glied zusammenfügt,
kein Hindernis die Kraft besiegt,
die Tätigkeit und Leben
dem Erdenstaub gegeben?

8) Was, Gott, dein weiser Rat beschließt,
ist gut und muss geschehen.
Und was uns unerforschlich ist,
hast du vorher gesehen.
Du weißt durch deine große Kraft,
die alles kann und alles schafft,
der Menschen freies Denken
zu deinem Zweck zu lenken.

9) Dir will ich denn, voll Zuversicht,
mein Schicksal überlassen,
und wenn mir Hilf und Rat gebricht,
die frohe Hoffnung fassen,
du werdest stets mein Helfer sein,
durch deine Weisheit mich erfreun,
und wenn mich Leiden drücken,
mich sicher doch beglücken.

Text:
Melodie: Ermuntre dich, mein schwacher Geist