Wie lieblich sind dort oben all deine Wohnung    

1) Wie lieblich sind dort oben
all' deine Wohnung', Gott,
da wir stets werden loben
dich, o Herr Zebaoth!
Mein Herz und Seel' begehrt,
dass ich bald da anlange
und Ruh' von dir empfange
was mich allhier beschwert.

2) Hier muss ich immer streiten,
weil bei mir böse Lust
einschleicht von allen Seiten,
oft ohne mein' bewusst.
Die setz' mir dann so zu,
dass ich mich unterweilen
von ihr lass' übereilen
und manche Sünde tu.

3) Dort wird nicht mehr empfinden
den Fleisch- und Geisteskrieg,
dann hab ich überwunden
durch Christi Tod und Sieg.
Ich kann da meinen Gott
von ganzem Herzen lieben,
erfüllen und stets üben
dies allergrößt' Gebot.

4) Hier hab ich manche Plage,
Müh', Arbeit, Sorg' und Last,
dass ich bei Nacht und Tage
oft habe wenig Rast,
ist ein Anliegen hin,
muss ich auf's and're denken
und damit oftmals kränken
Leib, Seel', Mut und Sinn.

5) Dort werd' ich von nichts wissen,
das mir zuwider sei.
Ich werd' stets Ruh' genießen,
von Müh' und Plagen frei.
Sorg, Schwachheit, Hitz' und Kält'
man da nicht mehr erfähret,
was uns allhier beschweret,
ist nicht in jener Welt.

6) Hier muss ich manchmal leben
in Not und Dürftigkeit.
Was mir das Glück gegeben,
ist in Gefahr allzeit.
Von allen, das ich hab,
kann ich im Tod nicht fassen,
ich muss es alles lassen,
bis auf ein Tuch im Grab.

7) Dort hab ich zu empfangen
Reichtum im Überfluss.
Ich werd' es all's erlangen
ohn' Missgunst und Verdruss.
Auch ist's ohn' all' Gefahr
vom Roste und von Schaben,
kein Dieb danach kann graben,
es bleibt mir immerdar.

8) Hier bin ich oft von Leuten
ganz einsam und allein,
ich muss auch wohl zu Zeiten
bei bösen Menschen sein.
Ist noch ein frommes Herz,
das ich wollt' ungern missen,
würd's doch von mir gerissen,
nicht ohne Leid und Schmerz.

9) Dort finde ich sie wieder,
die Frommen allzumal,
da lieben mich, wie Brüder,
die Heil'gen ohne Zahl.
Die Engel selber sich
mein da nicht werden schämen,
mich willigst zu sich nehmen,
um mich sein ewiglich.

10) Hier muss ich oft erdulden
Verachtung, Schmach und Hohn.
Oft krieg ich ohn' Verschulden
für Wohltun schlechten Lohn.
Der Menschen Gunst und Ehr'
sich insgemein bald endet,
eh man die Hand umwendet
hat man davon nichts mehr.

11) Dort in des Himmels Throne
aus unverdienter Gnad'.
Die ew'ge Ehrenkrone
mir Gott verwahret hat.
Kein Auge hat gesehn,
kein Ohr hat je vernommen,
es ist in kein Herz kommen,
was uns da wird geschehn.

12) Wenn ich dies recht betrachte,
vergess ich alles Leid.
Für nichts ich dann mehr achte
die Welt mit ihrer Freud'.
Ehr', Wollust, Geld und Gut
ist eitel und betrüget,
was ewig bleibt, vergnüget
vollkommlich Herz und Mut.

13) Die hier mit Tränen säen,
mit Freuden ernten dort.
Die seufzen hier und flehen,
dort jauchzen fort und fort.
Ist hier der Trübsal viel,
die ich ein Zeitlang leide?
Weil mehr ist dort der Freude
ohn' Ende und ohn' Ziel.

14) Gib, Herr, dass ich auf Erden
mich sehne stets danach
und nimmer müd' mög' werden
bei allem Ungemach.
Hab ich mehr Arbeit hier,
werd' ich auch dort mehr Gaben
bei Gott im Himmel haben
und größern Lohn dafür.

15) Gib auch, dass mich nichts ziehe
auf breite Sündenbahn,
dass ich mit Sorgfalt fliehe,
was dich erzürnen kann,
und niemals lasse ab,
des Fleisches Lust zu dämpfen,
dawider stets zu kämpfen,
weil ich das Leben hab.

16) Hilf, dass mit reinem Herzen
ich all' mein Tun verricht',
dass ich nach Müh' und Schmerzen
dich schau von Angesicht.
Da du, Gott, alles bist
und lohnest deinen Knechten
dort, wo zu deiner Rechten
stets lieblich Wesen ist.

17) Der Engel Chor wird bringen
uns da der Wollust viel.
Weil besser wird es klingen,
als einig' Saitenspiel.
Das Dank- und Siegeslied,
dadurch man, Herr, dich ehren
und deinen Ruhm vermehren
in Herzensfreud' und -fried.

18) Drum will ich hier auch loben
dich, Vater, Sohn und Geist!
Dass du vom Himmel oben
viel Freude mir verheißt.
In alle Ewigkeit.
Du wollst' mich nur vom Bösen
auf Erden bald erlösen.
Herr, komm zur rechten Zeit

Text:
Melodie: Von Gott will ich nicht lassen