Wir wallen, Pilger allemal    

1) Wir wallen, Pilger allemal,
von mancher Not bedräut,
durch dieser Erde dunkles Tal
hinauf zur Ewigkeit.

2) Ein Weg voll Unruh und Gefahr!
Der müde Wand'rer keicht
und hofft und suchet immerdar,
was immer weiter weicht.

3) Ach, nirgends Heimat, Vaterland,
die Ruhstätt' nirgends hier!
Der Geist, aus seiner Höh' verbannt,
verschmachtet vor Begier.

4) Und findet nimmer, was ihm g'nügt,
woran das Herz sich letzt,
ist oft ein Gift, das Heilung lügt
und tiefe Wunden ätzt.

5) Wir bringen unsre Tage hin,
wie ein Geschwätz, zwar viel
fasst unser Herz, fasst unser Sinn,
bringts näher uns an's Ziel?

6) Auch unsre Freuden, leider, sind
ein Rausch, der süß betäubt.
Sind Wasserwogen, die der Wind
schnell an das Ufer treibt.

7) Wir bauen auf und reißen ein
und wechseln Last mit Last.
Das Ding, dess' wir uns heute freun,
ist morgen uns verhasst.

8) Du, der vom Himmel, groß und klein
die Menschenkinder sieht,
o Gott, wir wollen glücklich sein,
lehr uns, wie das geschieht!

9) Ach, Stolz und eitles Wissen bläht,
führt irre den Verstand!
Ein Blinder ruft zu Blinden: 'Seht,
ich fand, was keiner fand!'

10) Befrei uns, Vater, in der Höh',
von unserm Schulgeschwätz.
'Dein Will', o Liebender, gescheh!'
sei unser Grundgesetz.

11) Wo Einfalt sich mit Zuversicht
an dein Wort gläubig hält,
da strahlt ein unverfälschtes Licht
und führt uns durch die Welt.

12) Der Geist der Wahrheit schwebt herab
im reinsten Himmelsglanz
und zeig uns, jenseits Tod und Grab,
des Siegers Sternenkranz.

Text:
Melodie: Nun sich der Tag geendet hat