Wo sind die Weisen, die mich lehren    

1) Wo sind die Weisen, die mich lehren,
wie unser Gott allwissend ist?
Wer kann dem Forscher es erklären,
was sein Verstand umfasst und misst?
Wohnt nicht der Herr in einem Lichte,
in welchem Menschen ihn nicht sehn?
Wer kennet ihn von Angesichte?
Wer kann es, wie er ist, verstehn?

2) Könnt ich, wie Gott, die Sterne zählen,
der Erde Staub, den Sand am Meer
und die Gedanken aller Seelen
von ihrem ersten Ursprung her,
so wär ich weiser als auf Erden
ein Mensch ist, als am Quell des Lichts
vielleicht selbst Engel jemals wären:
doch gegen Gott wüsst' ich noch nichts!

3) Nichts gegen ihn, der ganz durchschauet
die Tiefe der Unendlichkeit
und jede Welt, die er gebauet
und jeden Punkt der Ewigkeit!
O, du, der alles weiß und nennet,
was ist und werden soll und war,
wie bist du jedem, der dich kennet,
unendlich groß und wunderbar!

4) Ja, dich bewundern, dir vertrauen
ist meines Geistes erste Pflicht.
Mit Ehrfurcht darf ich nach dir schauen.
Doch dich begreifen kann ich nicht.
Gott, nach dem Licht, in dem du wohnest,
forsch ich mit heiliger Begier:
du siehst es gnädig und belohnest
mit Weisheit meinen Durst nach dir.

5) Die Weisheit warnet mich vor Sünden,
vor Selbstbetrug und Heuchelei.
Ich denke stets: Gott kann mich finden,
wie tief verborgen ich auch sei.
Vor ihm kann keine Macht mch decken,
kein falscher Schein betrüget ihn.
Mich würde stets sein Dasein schrecken,
könnt ich gleich aus der Welt entfliehn.

6) Wer kennet seines Herzens Tiefen?
Wer darf, o Gott, sich selber traun?
Allwissender, du wollst mich prüfen,
du wollest ganz mein Herz durchschaun!
Erblickst du mich auf bösen Wegen,
so führe mich auf deine Bahn
und lass mich einst am Ziel den Segen
der Frömmigkeit von dir empfahn!

Text:
Melodie: Wie groß ist des Allmächtgen Güte