Christliche Liederdatenbank    

Wo warest du, als ich dir riefe

1) Wo warest du, als ich dir riefe,
mein Aufenthalt, wo warest du?
Als ich nach dir mich müde liefe
und dacht', ich find ihn nu, ach, nu.
Wo warest du, Herr, hingegangen?
Erzähle mir's, o mein Verlangen.

2) Hielt dich der Himmel eingeschlossen?
Der Himmel ist für dich zu eng.
Die Wolken sind schon längst verflossen,
die Tröpflein zeigten deine Gäng',
als Tröpflein kamest du hernieder
in unser menschlich' Fleisch und Glieder.

3) Wo warest du, mein Freund, geblieben?
Wo ruhtest du, als ich nach dir
wohl tausend Seufzer aufgetrieben
und wünschte: Jesu, komm zu mir!
Ich konnte dich, mein Schatz, nicht finden,
und blieb mit meinem 'Ach!' da hinten.

4) Ich wollte Berg' und Tal durchwallen,
doch Berg' und Tal' die fand ich leer,
und meines Klagens Widerschallen,
ich habe den, den ich begehr',
so dachte ich, doch elendes Denken!
Ich hatte nichtes nicht, als Kränken.

5) Ich suchte dich in meinem Bette
mit Wunsch: O, dass ich diese Nacht,
ihn, meinen Herrn, im Herzen hätte,
so hab ich manche Nacht gedacht.
Ich griffe, doch kaum war's ein Schatte,
drum seufzt' ich, weil ich dich nicht hatte.

6) Soll dann mein Herz vor Unmut sterben?
Soll meine Seele sonder Licht
in einer kalten Nacht verderben?
Ach, krieg ich meinen Jesum nicht,
so will ich meinen Geist aufgeben,
und, o, da hatt' ich dich, mein Leben!

7) Wo warest du in meinem Leiden?
Wo stundst du, dass ich dich nicht sah?
Ich selber machte solch' Entscheiden,
ich irrete, du warest da.
Ich lief, du bliebest stille stehen
und ließest mich nur irre gehen.

8) Ich fand zuletzt, ich fand dich liegen
in meiner Seelen ihrem Haus,
in meines Herzens enger Wiegen.
Du warest nicht gekommen draus,
nur du, du hattest dich verkrochen,
und mir kein Trostwort zugesprochen.

9) Ei, tröste mich nach allem Leiden,
nach meiner Not erquicke mich:
vergönne, dass ohn' einig' Scheiden
ich mög' in mir behalten dich,
so hab' ich, Jesu, dich gewisse,
dass ich dich nimmermehr vermisse.

10) Nun, bleib in meiner Seelen Bette,
bewohne meines Herzens Schrein,
begnade deine Ruhestätte,
gar gern will ich dein Wohnhaus sein,
ich will mich fest mit dir verbinden,
so kann ich dich fein balde finden.

11) O Freude, was ich jetzt begehret,
was die verliebte Seele fleht,
das hat mein Heiland mir gewähret,
der mir in Seel' und Herzen steht.
Flieh Himmel, Erde falle nieder,
doch hab ich meinen Jesum wieder.

Text:
Melodie: Ich bete an die Macht der Liebe