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Predigten zu 1. Korinther 11,28

"Ein jeder aber prüfe sich selbst, und also esse er von dem Brote und trinke von dem Kelche."

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Bereitung zu diesem Mahl

"Der Mensch prüfe sich selbst, und also esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch!"

Absichtlich sagt der Apostel: Der Mensch prüfe sich! Denn auch der Wiedergeborene ist immer noch Mensch und darum fehlsam, ja sogar fähig der schwersten Vergehen. Selbstprüfung erfordert stille Zeit. Im Vielerlei des Alltagslebens kommen wir nicht dazu. Wir müssen uns Zeit nehmen zur Einkehr im eigenen Herzen. Eine stille halbe Stunde sollten wir jeden Tag zu diesem Zweck haben. - Sodann müssen wir unparteiisch, aufrichtig und wahrhaftig gegen uns selbst sein. Von Natur sind wir allzu nachsichtig gegen die eigene Person. Wir nehmen Partei für uns und messen mit zweierlei Maß. Die Fehler anderer fallen schwer in die Waagschale, über die eigenen gehen wir leicht hinweg. Nur ein erleuchteter Sinn erkennt die eigenen Gebrechen, nennt sie unnachsichtig beim Namen und verurteilt sie ohne Schonung. Allezeit ist die Bitte um Augensalbe sehr nötig (Offb. 3, 18). - Endlich brauchen wir zur Selbstprüfung auch einen festen Maßstab. Diesen bietet uns das Wort Gottes. Hier wird uns der Wille Gottes kundgetan. Besonders dienlich zur Selbsterkenntnis ist das Beschauen des Bildes Jesu. - Bei der Selbstprüfung lasst uns vor allem fragen: Wie steht mein Herz zu Jesu? "Hast du mich lieb?" Das ist seine Hauptfrage. Ist mein Herz kalt oder warm oder, was das Ärgste ist, lau im Verhältnis zu ihm? Kann ich nicht einmal Sündengenüsse fahren lassen, mich nicht einmal von Schmutz und Unrat trennen aus Liebe zu ihm? Ach, dann reicht die Liebe noch nicht weit! - Kann ich aus Liebe zu ihm Opfer bringen, mich selbst verleugnen, seine Gebote, auch die mir schwersten, erfüllen? Kann ich aus Liebe zu ihm Schmach und Hass erleiden? Bin ich bereit, auch für ihn zu sterben? - Im Abendmahl gibt er mir den Leib, den er für mich dem Tode preisgab, das Blut, das er für mich vergossen hat. Ermesse ich diese Liebe? Hungert und dürstet mich nach den Kräften seiner Liebe? - Das Abendmahl ist eine Stärkung für die Wüstenwanderung dieses Lebens. Ist mir die Welt zur Wüste geworden? Ist das himmlische Kanaan meine Heimat, mein Ziel?

- Das heilige Mahl ist ein Gemeinschaftsmahl. Es schließt seine Teilnehmer zu einem Leib, zu einer unzertrennlichen Einheit zusammen. Es bringt nicht nur Stärkung des einzelnen, sondern stellt eine gliedliche Einheit der Gemeinde her. In unseren toten Massengemeinden kann dies nicht zur Geltung kommen. Aber alle lebendigen Christen müssen sich die Frage vorlegen: Bin ich bereit, mit jedem in Eintracht und Frieden zu leben, oder hege ich noch Groll und Bitterkeit? - Nach solcher Selbstprüfung lasst uns zum Tisch des Herrn gehen, nicht nur ein- oder zweimal im Jahr, sondern sooft wir Gelegenheit dazu haben!


Autor: Samuel Keller (* 15.03.1856; † 14.11.1924) deutscher protestantischer Theologe und Schriftsteller

"Der Mensch aber prüfe sich selbst ..."

Und das nicht nur vor dem Abendmahl! Es wäre viel häufiger nötig, dass wir den Maßstab des Wortes Gottes an unser inneres und äußeres Wachstum legten, den Herzschlag unseres geistlichen Lebens untersuchten und feststellten, ob die Blutwärme unserer Liebe normal sei. Man wächst im Geistlichen viel schneller schief und krumm als im Leiblichen, und merkt den Fehler viel schwerer. Leibliche Leiden pflegen durch ihr Signal, den Schmerz, sich spürbar anzuzeigen, dass man sofort aufmerksam wird und sich nach Hilfe umsieht, während geistliche Auswüchse jahrelang sich entwickeln können, und wenn keiner uns darauf aufmerksam macht, merken wir noch gar nichts. Und wie selten sind die treuen Freunde, die einem in besorgter Liebe solche Fehler sagen! Oft müssen Feinde mit ihrem bitteren Spott uns erst aufmerksam darauf machen, und wie weh tut dann beides: die Erkenntnis, dass sie recht hatten, und die Anstrengung, das Gewächs los zu werden. Daher prüfen wir uns an Gottes Wort! Wenn eine Ermahnung in den Worten Jesu oder in den Briefen der Apostel uns übertrieben vorkommt oder fast weh tut, dann ist sicher bei uns etwas krank.

Du aber bist unser Arzt, Herr Jesu, der nicht nur prüft und Fehler anzeigt - du kannst sie auch heilen. Erbarm dich unser und lass uns nicht in Selbstverblendung dahingehen. Offenbare uns unsern Schaden und hilf uns. Amen.