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Predigten zu 1. Korinther 11,29

"Denn wer unwürdiglich ißt und trinkt, ißt und trinkt sich selbst Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet."

Autor: Carl Olof Rosenius (* 03.02.1816; † 24.02.1868) schwedischer Laienprediger und Initiator einer neuevangelischen schwedischen Erweckungsbewegung

"Welcher unwürdig isst und trinkt, der isst und trinkt sich selbst das Gericht."

Einer der schlimmsten Irrtümer bezüglich des Heiligen Abendmahls ist dieser, dass jeder beliebige Mensch durch eine sogenannte "christliche Vorbereitung" ein würdiger Abendmahlsgast werden könnte, ohne Rücksicht darauf, ob er ein wahrer Freund und Jünger Jesu ist, und dass auch diejenigen, die sowohl vor als auch nach dem Abendmahl ihr ganzes Leben hindurch den Unbekehrten angehören, durch eine für den Augenblick gemachte Vorbereitung sich würdig dem Abendmahlstisch des Herrn nahen könnten. Ach, ein schrecklicher Irrtum, der jeden erleuchteten Christen mit ernster Sorge erfüllt. - Wo findet man ein einziges Wort in der Bibel, welches andeutet, dass auch diejenigen sich zum Abendmahl des Herrn bereiten und dadurch würdig werden sollen, die nicht zuvor zum Herrn bekehrt wurden, nicht Jesu Freunde und Jünger sind und nicht täglich ihr ganzes Leben lang von Christus und mit Christus leben? O, dass alle, die Ohren haben, hören und alle, die eine Zunge haben, diesen Irrtum ausrufen möchten! Oder ob Jesus sich durch eine gelegentliche Vorbereitung, durch eine für den Augenblick angenommene Frömmigkeit dazu bewegen lässt, dich für Seinen Freund zu halten? Ob der Heilige sich betrügen lässt durch eine erzwungene und selbstgemachte Frömmigkeit, Buße, Sündenerkenntnis und Gebet, nach denen du gleich wieder zu dem vorherigen nichtigen Leben zurückkehrst, wenn du nur deinen jährlichen Abendmahlsbesuch nicht versäumst?

Gott erbarme sich und rüttele alle Lehrer und Prediger aus dem Schlaf, die dies den Leuten nicht ehrlich sagen! Müssten sie nicht mit kurzen, deutlichen und ehrlichen Worten die Wahrheit aussprechen, dass es sich hier nur um eines handelt, um ein würdiger Abendmahlsgast zu sein, nämlich, ob du ein Freund und Jünger Jesu bist oder wenigstens in Unruhe darüber bist und es für dein ganzes Leben lang zu werden suchst. Durch eine gelegentliche Vorbereitung wird niemand ein würdiger Abendmahlsgast, sondern nur durch eine ganze Bekehrung, durch die man für sein ganzes Leben ein Freund und Jünger Jesu wird. Bist du das, dann bist du ein würdiger Abendmahlsgast; bist du es nicht, dann bist du unwürdig. Man braucht sich nicht mit einer gelegentlichen Vorbereitung zu beschweren, sondern man soll wissen, dass man unter allen Umständen "sich selbst das Gericht isst und trinkt". Auch wenn man nicht nur einen Tag, sondern eine Woche, ja, einen Monat lang an seiner Abendmahlsvorbereitung so eifrig gearbeitet hat, dass man auf den Knien lag und in Tränen ausbrach, man ist doch ein unwürdiger Gast und isst und trinkt sich selbst das Gericht, solange man nur eine Abendmahlsvorbereitung machen, nicht aber für sein ganzes Leben des Herrn Eigentum werden und unter Ihm in Seinem Reiche bleiben und leben will. Darum handelt es sich.

Christus stiftete das hohe Mahl für Seine Freunde. Die innige Vereinigung, die im Abendmahl zwischen Ihm und Seinen Gläubigen stattfindet, ist dieselbe, von der Er an jenem Abend, an dem Er das Abendmahl einsetzte, in Seinem Gebet sprach: "Ich in ihnen, und Du in Mir, auf dass sie vollkommen seien in eins, gleichwie Du, Vater, in Mir und Ich in Dir." Und bezüglich dieses Gebetes fügte Er hinzu: "Ich bitte nicht für die Welt, sondern für die, die Du Mir gegeben hast." Wie wäre es möglich, dass Er solches für die Welt bitten könnte? Wie wäre es möglich, dass Er die Welt Sein Todesfest zu feiern, Seine Verächter Sein Fleisch zu essen und Sein Blut zu trinken heißen könnte? Ach, es ist schrecklich, wenn ein Mensch, der sein ganzes Leben lang "ohne Gott in der Welt" lebt und sich so gut ohne Ihn durchhilft, einmal im Jahr Ihm in diesem heiligen Liebesmahl Seiner Freunde unter die Augen treten und die innigste Freundschaft mit Ihm an den Tag legen will, um gleich darauf wieder zu demselben nichtigen Wesen und gottlosen Leben zurückzukehren wie zuvor! Ist dies nicht ganz dasselbe wie das, was Judas in Gethsemane tat, als er zu Jesus trat und sprach: "Gegrüsset seist Du, Rabbi!" und Ihn dann küsste? (Mt 26:49) Wird der Herr nicht auch zu solchen Abendmahlsgästen sprechen: "Warum bist du gekommen? Verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuss?" Erbebst du nicht an deinem ganzen Leib und deiner ganzen Seele davor, mit einem solchen Sinn Gott unter die Augen zu treten? Begreifst du nicht, dass der große, heilige Herr dann zu dir sprechen wird: "Du Heuchler! Ich weiss deine Werke! Du bist nicht Mein Freund, sondern der Welt Freund; warum bist du hierhergekommen, wo Meine Freunde das Gedächtnis Meines Todes feiern? Ich weiss, dass du morgen zu demselben Dienst der Welt und der Sünde zurückkehren wirst, wie du es bisher getan hast! Weiche von Mir, du Heuchler!" Solltest du nicht eine solche Antwort von dem Heiligen erwarten, dessen "Augen wie Feuerflammen" sind, du, der du nur eine Abendmahlsvorbereitung machst, während du dich sonst dein ganzes Leben lang nicht daran kehrst, Ihm anzugehören und Ihm zu folgen?

Wer seine Sünden immer heget, Wen aller Gnade große Zahl Noch nicht zur Neugeburt beweget, Der lasse Jesu Abendmahl; Es hilft doch seiner Seele nicht, Er isst sich selber das Gericht.


Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

Welcher unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst zum Gericht, indem er den Leib nicht unterscheidet

Ach, wie viele aufrichtige, demütige Seelen haben sich durch diese Worte von dem Genuss des heiligen Abendmahls abhalten lassen! Sie verstanden nicht, welcher Art die Sünde war, wovor der Apostel warnte; sie erschraken vor der Drohung des Gerichts, und wollten lieber dem hohen Vorrecht entsagen, als solche Gefahr laufen.

Die Schwierigkeiten werden aber größtenteils verschwinden, wenn wir die Wirren verstehen, die damals in der korinthischen Gemeinde vorkamen, und die ihren Grund hatten in dem Missbrauch des Liebesmahls, das der Feier des Abendmahls vorausging. Es war sonst Sitte, dass jeder Jünger beim Liebesmahl seine mitgebrachten Vorräte zum gemeinsamen Gebrauch anbiete; aber in Korinth aßen die Reichen mit ihren Freunden ihre Delikatessen, während die Armen leer ausgingen. Nach einer solchen Einleitung konnte die Gemeinde nicht zum Tische des HErrn nahen, mit der zarten Liebe, die durch die heiligen Erinnerungen jener Nacht, da der HErr verraten ward, festgehalten werden sollte.

Solches unwürdige Essen und Trinken kam daher, dass der Leib nicht unterschieden wurde. Dies bezieht sich nicht auf den für uns gebrochenen Leib des HErrn, sondern auf seinen Leib, die Gemeine. „Das Brot, das wir essen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? So sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes teilhaftig sind.“ Wir essen und trinken dann unwürdiglich, wenn wir es nicht erkennen, dass die armen, schwachen, bescheidenen Jünger Jesu, mit uns Ihm angehören; dass wir verpflichtet sind, unsere Gaben und Vorzüge mit ihnen zu teilen. Das eine kann uns untauglich machen, teilzunehmen an der Feier des Abendmahls wenn wir uns weigern sollten, irgend einem Gliede des einen Leibes unsere Liebe zu beweisen.