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Predigten zu 1. Korinther 8,13

"Darum, wenn eine Speise meinem Bruder Ärgernis gibt, so will ich für immer kein Fleisch essen, damit ich meinem Bruder kein Ärgernis gebe."

Autor: Frederick Brotherton Meyer (* 08.04.1847; † 28.03.1929) englischer Baptistenpastor

So die Speise meinen Bruder ärgert, wollte ich nimmermehr Fleisch essen

Zweierlei soll uns leiten bei zweifelhaften Fragen.

1.

Zuerst das Gesetz des Gewissens. Der Apostel sagt uns unumwunden, dass die Skrupeln der schwächeren Brüder unnötig seien. Da ein Götze überhaupt nichts sei, so sei es auch völlig gleichgültig, ob eine Speise, ehe man sie genießt, ihm vorgesetzt werde. Wenn jedoch jemand diesen freieren Standpunkt nicht einnehmen konnte, und dennoch glaubte, der Götze habe eine Bedeutung und es ihm daher zur Sünde wurde, eine Speist zu sich zu nehmen, die zuvor den Götzen dargeboten worden war, so sollte er bei seiner Meinung bleiben und sich ja nicht zu einer freieren Handlungsweise zwingen. Sein Gewissen mochte vielleicht krankhaft sein, und er sollte sich alle Mühe geben, es in eine gesunde Stellung zu bringen; aber so lange es seine Mahnung nicht aufgab, sollte er sich dieser Stimme unterordnen.

2.

Sodann das Gesetz der Liebe. Wir sollen Rücksicht auf einander nehmen. Wir sind Glieder am Leibe Christi, und haben kein Recht, andere zu verletzen, die so innig mit uns verbunden sind, und von deren gesunder Entwicklung auch unser Gedeihen wesentlich abhängt. Wenn wir also sehen, dass gewisse Seelen beständig veranlasst werden zu straucheln, durch etwas das wir tun; – nicht nur, dass sie etwa erstaunt oder überrascht, sondern eigentlich zur Sünde verführt würden – weil sie uns nachahmen möchten; aber unseren steilen Pfad nicht erklimmen können, ohne zu fehlen; – wenn in unserer Gesellschaft ihr Gewissen sie immer anklagt; – da bleibt uns keine andere Wahl übrig: mir müssen um ihretwillen dem entsagen, was an sich selbst unschuldig sein mag und uns Vergnügen bereitet. Es mag sein, dass es sich nur um ein Gläschen Wein handelt, oder um die Teilnahme an irgend einer Unterhaltung, oder eine störende Gewohnheit – jedoch die Liebe Christi verbietet es uns.