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Predigten zu 1. Mose 12,6

"Und Abram durchzog das Land bis zu dem Orte Sichem, bis zur Terebinthe Mores. Und die Kanaaniter waren damals im Lande."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Und als sie ins Land Kanaan kamen, durchzog Abram das Land bis zur Ortschaft Sichem, bis zur Orakelterebinthe Morehs ... Da erschien der Herr dem Abram und sprach: Deinem Samen will Ich dieses Land geben."

Unser Gott ist in seiner Heilsgeschichte immer ein wunderbarer Gott gewesen. Vielfach bestand sein Handeln, von uns Menschen aus gesehen, aus lauter inneren Widersprüchen, die in der Führung derer lagen, die seiner göttlichen Offenbarung im Glauben folgten. So auch in der Berufung Abrams. Ur war der Hauptsitz des uralten chaldäischen Kultus zu Ehren der Mondgottheit Sin. Aus dieser götzendienerischen Umgebung suchte Gott den Abram durch die an ihn ergangene Berufung herauszuführen, damit er ein Segen für die Völker werde.

Und Abraham hatte in seiner Sehnsucht Gottes Berufung verstanden. Er nahm seine Frau, seinen Neffen Lot und seine Knechte und Mägde und verließ Heimat, Verwandtschaft, Vaterhaus, um der göttlichen Berufung zu folgen. Heute wissen wir, dass mit solch einem Gottesruf eine Welterlösung und mit solch einer Glaubensentscheidung eine zukünftige Weltmission verbunden sein kann.

Das war bei Abrams Berufung noch nicht sichtbar. Als er aber nach Kanaan und daselbst bis zum Orte Sichem kam, wo sich in der Nähe der Heilige Hain Moreh mit der Orakelterebinthe befand, da erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: "Deinem Samen gebe ich dieses Land!" Menschlich gesprochen konnte die Wahl der Niederlassung kaum unglücklicher getroffen worden sein. Denn gerade Kanaan und hier Sichem schien der ungeeignetste Ort zu sein, den die Offenbarung zur Wiege und zum zukünftigen Heimatort der Heilsgeschichte erwählen konnte. Stand doch das ganze Land in seinem weitesten Umfang unter dem geistigen und moralischen Einfluss der entartetsten Stämme der Geschlechter Noah.

Und doch ward gerade in diesem Lande "der Herr dem Abraham sichtbar." Mittelpunkt dieses Landes war Sichem. Es war die Hochburg des Landes mit den ältesten Kultusstätten, welche die kanaanäischen Völkerstämme besaßen. Zu welch einer Gesunkenheit und Fäulnis man in diesem Lande fähig war, wurde sichtbar an den später untergehenden Städten Sodom und Gomorra. Da war die gemeinste Schamlosigkeit zur städtischen Moral geworden.

Das ist aber Gottes Art, sein Heil zu offenbaren und Geschichte werden zu lassen. In seiner Barmherzigkeit steigt Er in die tiefsten Tiefen unserer menschlichen Hölle und unseres Todeszustandes hinab, um von da aus durch Offenbarung ein "Neues" zu schaffen. Er erwählt, was töricht ist vor der Welt und macht Kanaan zum Mittelpunkt einer zukünftigen Heilsgeschichte. Denn wo die Sünde mächtig geworden ist, da erwies sich Gottes Erbarmen mit seinem Heil noch immer als weit mächtiger.