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Predigten zu 1. Mose 17,12

"Und acht Tage alt soll alles Männliche bei euch beschnitten werden nach euren Geschlechtern, der Hausgeborene und der für Geld Erkaufte, von allen Fremden, die nicht von deinem Samen sind;"

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Beschnitten soll bei euch jeder Männliche werden, sodass ihr beschnitten werdet an dem Fleische eurer Vorhaut und dies zum Bundeszeichen werde zwischen mir und euch!" 1.Mose 17,12

Der Sinn der äußerlichen Beschneidung ist innerliche Einschränkung, Begrenzung, sittliche Zucht. Vorhaut am Fleisch bezeichnet mithin jenen Zustand, wo der Mensch nicht den Gegenstand beherrscht, über den zu herrschen er berufen ist. Jedes Menschen eigentliche Bestimmung ist, dass nicht das Fleisch mit seinen Neigungen, Trieben, Anlagen herrsche über seinen Geist, sondern sein Geist herrsche über das Fleisch. Ein rein natürliches Instinktleben führt das Tier. Niemals jedoch der Mensch. Sobald bei ihm das Fleisch mit den ihm innewohnenden Trieben herrscht, leidet seine geistige Persönlichkeit und wird sein Leben und seine Zukunft entsittlicht und entheiligt. Nicht Herr, nur Diener seines Geistes soll beim Menschen das Fleisch, seine gegenwärtige physische Leiblichkeit sein.

"Das Fleisch eurer Vorhaut" bezeichnet mithin einen innerlichen Zustand, in welchem der Mensch nicht die Herrschaft über seinen Leib hat. In solch einem Zustande konnte Abraham aber nicht der Vater eines Isaak und die geistige Vaterschaft der wogenden Menge der Völker werden. Geistige und sittliche Kräfte zur Erhaltung und Befruchtung der Völker können nur von geistigen und sittlichen Persönlichkeiten ausgehen. Das Fleisch kennt in seinen Trieben nur die Mittelbarkeit. Es ist daher unfähig für den Empfang des unmittelbaren Wirkens Gottes. Der Geist des Menschen dagegen kann empfänglich sein für göttliche Erleuchtung und Kraftwirkungen. Er vermag sich abhängig machen zu lassen von der göttlichen Offenbarung und den höheren Geisteswirkungen. Daher kann der Leib zwar Diener, jedoch niemals Herr des geistlichen Menschen, Tempel, aber niemals Herr des Tempels sein.

Nicht vernichtet, sondern durch den Geist geheiligt sollen die Kräfte und Fähigkeiten des Leibes werden. Mithin wollte Gott auch dem Abraham durch das Symbol der Beschneidung nahe legen, dass ein in der Glaubenshingabe an Gott vollzogenes Geistesleben sich nur äußern könne durch ein entsprechend geheiligtes Leibesleben. Im Geiste Gott und mit dem Leibe dem Teufel dienen. - das gibt keine Väter des Glaubens und keine Erben der Verheißung, die der Welt eine gottgewolltere Zukunft zu geben vermögen. Ein Isaak als zukünftiger Erbe und Träger der göttlichen Offenbarung kann nicht von einem Abraham gezeugt werden, der in der "Vorhaut seines Fleisches" lebt.