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Predigten zu 1. Mose 21,22

"Und es geschah zu selbiger Zeit, da sprach Abimelech und Pikol, sein Heeroberster, zu Abraham und sagte: Gott ist mit dir in allem, was du tust."

Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Wir werden mit diesem Spruch an eine Geschichte erinnert, die uns lehrt, wie der Segen der Freunde Gottes auch andern - selbst solchen, die von Gott ferne stehen - erkennbar wird. Gott weiß die Seinen, die Ihm vertrauen und die in lebendiger Gemeinschaft mit Ihm stehen, wunderbar zu segnen und so, daß jedermann staunt. Da kann es vorkommen, daß die Leute von dem einen und andern sagen: „Es ist doch etwas Besonderes bei dem; und man muß sich in der Tat wundern, wie bei dem alles so gut fortgeht und wie ihm alles gerät, was er vornimmt.“ „Freilich“, so setzen sie dann auch gerne hinzu, „er verdient es auch und hält fest an seinem Gott!“

So weiß der HErr Seine Kinder, wenn sie Ihm treu und redlich dienen, vor jedermanns Augen zu segnen. Und es erweckt auch in Fernerstehenden eine Lust, in eine freundschaftliche Verbindung mit solchen Gesegneten zu kommen - wie wenn sie auch etwas von dem Segen abschöpfen wollten, den sie da erblicken. Denn der König Abimelech kam mit seinem Feldhauptmann nur darum zu Abraham, weil er einen Bund mit ihm machen wollte. Freilich empfand er auch dem Abraham gegenüber, den sein Gott so sehr segnete, eine gewisse Ohnmacht, die ihn fürchten ließ, Abraham werde ihm wohl einmal mit seinem Geschlecht über den Kopf wachsen.

Man denke sich aber in die Verhältnisse hinein, in welchen Abraham sich befand: Er war von ferne hergekommen in ein ihm ganz fremdes Land, weil Gott ihn dahin gerufen hatte. Er kam mit viel Gesinde und Herden, der wichtigsten Habe der damaligen Zeit. Anfangs konnte er denken, Gott rufe ihn in ein Land, das ziemlich unbewohnt wäre und in dem er sich mit leichter Mühe nach allen Seiten ausbreiten könnte. Aber als er kam, fand er das Land bevölkert von verschiedenen Völkerschaften. Wie bange mag es ihm da geworden sein, zumal er mit seinen Herden nicht immer am gleichen Ort sein konnte! Wie leicht konnte doch in rohen Leuten das Gelüste entstehen, Raubversuche zu machen oder Mordpläne zu fassen, um sich seiner Habe zu versichern! Aber ungefährdet konnte er im Lande bleiben, wie später Isaak und Jakob - was allein schon davon zeugte, daß Gott mit ihnen war! Solches wird auch in den Psalmen gerühmt, da es heißt (Ps. 105,14f.): „Er ließ keinen Menschen ihnen Schaden tun und strafte Könige um ihretwillen,“ wie den König von Ägypten, auch einmal jenen Abimelech. Es war, als stünden Herolde um diese Patriarchen her, welche riefen, wie es im Psalm heißt: „Tastet Meine Gesalbten nicht an und tut Meinen Propheten kein Leid!“ Besonders über den steigenden Wohlstand Abrahams waren die Einwohner erstaunt. Dieses und anderes konnte Abimelech nur als einen Beweis nehmen, daß Gott mit ihm sei.

So war Abraham selbst mit dem Segen, den er erfuhr, ein „Licht unter den Heiden“. Und der HErr weiß Seinem Namen Ehre zu verschaffen, so daß, wer wollte, auch Lust bekommen konnte, sich unter den Schutz desselben Gottes zu stellen, wie es jetzt Abimelech tut.

Wie viel Gewinn nach innen und außen kann doch der haben, der gottselig ist und die Furcht Gottes nicht aus den Augen läßt - auch wenn er sonst sich vom Wesen der Welt mehr oder weniger fernestellen muß: wie jene Patriarchen still ihren Weg hingingen, ohne sich in das größere Volksleben zu verwickeln!


Autor: Christoph Blumhardt (* 01.06.1842; † 02.08.1919) deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Kirchenlieddichter
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Fassen wir mit wenigem zusammen, was uns der Besuch Abimelechs bei Abraham zu beherzigen gibt. Merken wir denn

1. nach dem bereits Gesagten: wie gut wir's haben, wenn wir durch Glauben und Gehorsam Gottes Lieblinge geworden sind! Da kann Er es mit uns auf allerlei Weise - wenn auch nicht gerade vor Augen glänzend, doch allezeit - so machen, daß andere über uns Gott preisen;

2. wie wir uns, dem Abimelech gleich, zu Gesegneten herzumachen sollten, weil wir von ihrer Gemeinschaft und Liebe nur gewinnen können. Gott mag es nicht gefallen, wenn wir uns kalt und herzlos oder gar neidisch ihnen ferne stellen;

3. wie wir solche, die sich uns liebend nähern wollen, wie Abimelech dem Abraham, nicht gleichgültig und hölzern oder gar lieblos und abstoßend, sondern mit zuvorkommender Liebe aufnehmen sollen. Wir dürfen uns nicht davon abhalten lassen, selbst wenn sie viel zu wünschen übrig lassen, wie auch Abraham den Abimelech zuerst strafen mußte; sondern wir sollen nicht abgeneigt sein, auch Freundschaft mit ihnen zu schließen - soweit wir unsererseits der Sache des HErrn nichts dabei vergeben. Denn damit können wir oft an ferner stehenden Seelen Großes ausrichten zur Ehre Gottes und zur Förderung Seines Reiches.

Zusatz 17 - zu 1. Mose 21,22 Gebrauch der Losungen

In der oben benützten Losung der Brüdergemeine stehen nur die Worte: „Gott ist mit dir in allem, das du tust“ - ohne Andeutung, wer die Worte sage und wie sie in dem Zusammenhang zu nehmen sind.

Es ist aber bei der Lesung so gestellter Losungen große Vorsicht nötig, weil sie für solche verführerisch sind, die gerne die Losungen dazu benützen, den Willen Gottes in Diesem und Jenem, das sie unter den Händen haben, zu erfahren. Diese können - und das ist's, wovor sie zu warnen sind - versucht werden, auch den obigen Spruch, den doch nur ein heidnischer König sagt, als einen Gottesspruch zu nehmen, der ihnen unfehlbar sagen würde, daß sie mit dem recht dran seien, was sie vorhaben; sie nehmen ihn als eine Weisung in dem, worin sie bisher nicht entschieden gewesen sind, oder auch wohl gar als Wink zu dem, worin sie sich ein Gewissen machen könnten. Ohne sich nun weiter zu besinnen, wohl gar mit einer Begeisterung, greifen sie zu, als müßten sie jetzt dem Wink und der Weisung Gottes gehorsam sein. Wie sehr können sie aber da oft getäuscht werden, wenn sie sich so leicht und fast abergläubisch unter den Buchstaben gefangen geben!

Besonders gefährlich können so die Sprüche der Losungen werden, wenn man sie sich geflissentlich - um gleichsam Gott um Rat zu fragen - durchs Los zieht. Weil bei solchen Versuchen, sich des Willens Gottes zu versichern, doch eigentlich stets eine unrechte Stimmung zugrunde liegt - indem man zu einer solchen Fragerei durch gar nichts von Gott selbst in Seinem Wort ermächtigt ist und so den schweigenden Gott gleichsam zum Sprechen nötigen will -, so kann es wohl geschehen, daß auch der Feind sich einmischt und selbst durch Bibelworte eine Falle legt: Denn solche Seelen fängt er sicher! Denn sie sind ihm gar gehorsam, in der Meinung, es gegen Gott zu sein! So hat er auch unsern Heiland bei der Versuchung durch Bibelsprüche in die Irre führen wollen. Man hat auch Beispiele genug, wie sich Seelen durch also mißbrauchte Bibelsprüche ihren ganzen Lebenslauf verderbt haben. So lieblich es denn auch sein mag, wenn je und je vorkommende oder gefundene Bibelsprüche zutreffen - dabei sich's aber nicht um ein entscheidendes Ja oder Nein handelt, worüber man schon hinaus ist, sondern nur um einen Trost oder eine Stärkung, welche die Seele begehrt zu dem, was sie vorhat -, so sehr muß man sich hüten, mit Gottes Wort eine Art Wahrsagerei zu treiben, welche Gott unter allen Formen ein Greuel ist.

Auch davor hat man sich zu hüten, daß man nicht in aufgeschlagenen oder durchs Los erhaltenen Losungen eine Art Gottesurteil über sich und andere erkenne. Dabei wiegt man sich einerseits in Sicherheit und Selbstgefälligkeit - wie bei dem obigen Spruch auch jemand versucht sein könnte -, oder man erschrickt bis zur Verzagtheit und Trostlosigkeit, als spräche Gott seine Verwerfung aus.

Lerne man doch alle Gottesworte nicht anders gebrauchen, als wie geschrieben steht (2. Tim. 4,16f.): „Alle Schrift von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch sei vollkommen, zu allem guten Werk geschickt!“ Und bleibe man ferne von dem Gedanken, als wolle Gott die Person so und nicht anders zeichnen!

Immerhin mag ein Spruch zutreffen, und genau genommen, muß es jeder Spruch, laute er, wie er wolle, wenn man's recht zu deuten versteht. Denn jedermann kann immer alles brauchen, auch das Ernsteste! Aber verkehrt ist und bleibt es, ein persönliches Gottesurteil in einem Spruch zu finden - als ob Gott selbst mit diesem Spruch eine persönliche Anerkennung oder Verwerfung (oder eine besondere Lebensentscheidung) zu erkennen geben wolle.

Möchte man doch allzeit nüchtern bleiben und sich aus der Einfalt nicht verrücken lassen!