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Predigten zu 1. Mose 2,23

"Und der Mensch sprach: Diese ist einmal Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleische; diese soll Männin heißen, denn vom Manne ist diese genommen."

Autor: Jakob Kroeker (* 1872; † 12.12.1948) wichtigster Vertreter des freikirchlichen russländischen Protestantismus
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"Diese endlich ist es! Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch! Diese mag Männin genannt werden, denn von einem Manne ward diese genommen."

Als der erste Mensch seine Einsamkeit erkannte, griff Gott "in göttlichem Schweigen" ein und warf auch über das Entstehen der Frau den Schleier des Geheimnisses, wie er über alles erste Werden des Lebens ruht. Der Mensch erkennt nur: "Diese endlich ist es! Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleische!" Hier kommt die ganze innere Freude, das tiefste Glück der menschlichen Persönlichkeit in ihrer Reinheit zum Ausdruck, endlich gefunden zu haben, was ihr Innerstes bisher in der übrigen Schöpfung vergeblich suchte. Daher ist auch die wahre Ehe das Symbol der tiefsten und höchsten Gemeinschaft geworden, die sich dem Menschen erschließen kann. Sprachen doch später die Propheten von dem Verhältnis Gottes zu Israel und von der Stellung des Volkes zu Gott in diesem Bild. Ja, noch später nennt Paulus Christus und die Kirche in Verbindung mit dem Wort: "Um das wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und werden die zwei ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist groß, ich aber deute es auf Christus und die Gemeinde."

Ging dem Menschen die wahre Ehe verloren, dann verlor er die höchste Gemeinschaft, zu der das menschliche Leben geadelt werden kann. Sie ist daher auch ungleich tiefer und reiner als das geschlechtliche Zusammenleben der übrigen Welt. Grade unser Zeitalter ist ein erschütternder Beweis, welch eine Vereinsamung der Seele und welch eine Verwilderung der Sitten eintreten, wenn der Mann nicht mehr in seiner Frau und die Frau nicht mehr in ihrem Mann völlig zur Ruhe kommt. Dann erkennt zwar der Mann noch im Nächsten das andere Geschlecht, aber nicht mehr seine Frau. Und mit der Frau geht alsdann die höchste Schöpfung des Menschen als Mann und Frau verloren, die Familie: dieses Paradies der Menschheit mit der Wiege ihrer Zukunft. Noch hat sich kein Volk vor seinem sittlichen und physischen Untergang zu retten vermocht, sobald der Mann die Frau nicht mehr erkannte und damit die Ehe verlor.

So erweist sich jede Abweichung des Menschen von seiner göttlichen Berufung und von dem Sabbatboden der Schöpfung als ein neuer Zustand, der nicht zum ewigen Leben, sondern zu jenem Tode führt, wo man ewig stirbt und doch nicht sterben kann. Man hört zwar auf zu sein, was man war, aber man hört nicht auf zu sein, was man ist und wird. Nur eine Neuschöpfung Gottes kann den Menschen hinfort noch aus jenem Zustand erlösen, den er sich durch seinen Fall auf dem Boden der ersten Schöpfung schuf.