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Predigten zu 1. Mose 32,30

"Und Jakob gab dem Orte den Namen Pniel: denn ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden!"

Autor: Carl Eichhorn (* 11.07.1810; † 08.02.1890) deutscher lutherischer Pastor
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Israel oder: Durch Nacht zum Licht (VI)

"Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißest du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst."

Nun empfing er den Segen, den er sich früher in unlauterem Selbstwirken erschlichen hatte. Worin bestand wohl dieser Segen? Nicht in Worten. Gott segnet mit der Tat. Es ging in dieser Stunde das Gnadenantlitz Gottes über ihm auf. Er empfing volle Vergebung seiner Sünden. Jehova schenkte sich ihm selbst. Er wandte ihm sein Herz, seine Liebe zu. - Segnungen hatte Jakob schon gar viele empfangen. Er bekennt es selbst: "Ich bin viel zu gering aller Barmherzigkeitserweisungen." Nun erhielt er den Segen schlechthin. Er dachte auch nicht an die Gefahr, die ihm von Esau her drohte. Es lag ihm nur eins am Herzen: Gnade bei Gott zu haben. Und diese fand er. Es ging bei ihm nach dem Lied: "Ich habe die Sünde von Herzen verflucht und habe die Gnade mit Tränen gesucht. Ich hab' mit dem Herrn im Glauben gerungen und hab' ihn mit Weinen und Beten bezwungen. So wahr wie die Sonne am Himmel hoch pranget: Ich habe Vergebung der Sünden erlanget." - Die mancherlei irdischen Gaben Gottes sind gleichsam Fußspuren seines Segens. Aber nun durfte er Gott ins Auge schauen, in das lichtvolle, strahlende Antlitz seiner Barmherzigkeit. - Für uns im Neuen Bund ist der Segen Gottes der Heilige Geist, der uns den Herrn Jesus ins Herz bringt, so dass wir nicht nur etwas empfangen, sondern ihn selbst und in ihm Vergebung der Sünden und Frieden mit Gott. Als Jakob gesegnet wurde, da wurde sein ganzes Wesen durchströmt von Licht und Liebe. Wenn wir im Glauben den Segen Gottes empfangen, dürfen wir mit Paulus ausrufen:

"Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!" - Als Jakob später mit Esau zusammentraf, konnte er sprechen: "Ich habe alles" (Kap. 33, 11), während Esau nur sagen konnte: "Ich habe genug." Warum hatte Jakob alles? Weil er den Herrn selbst hatte. Jakob fragt: "Wie heißt du?" Die Frage war überflüssig. Die Antwort darauf war damit gegeben, dass er den Segen empfing. So kann nur Gott handeln. Wer Gottes Gnade und Frieden erfährt, der hat Gott erlebt. Man kann von Gott allerlei sagen und die Menschen von ihm unterrichten. Aber erkannt wird Gott erst auf dem Weg des Erlebens. So ist es auch mit der Sünde. Man kann von ihr allerlei Erklärungen geben. Aber was Sünde ist, weiss nur der, dessen Gewissen erwacht und der unter die furchtbaren Anklagen gestellt wird. So weiss, wer Gott ist, nur einer, der empfangen hat, was kein Mensch geben kann: die Gewissheit der Vergebung und den Frieden des Herzens. Nun ist dir Gott keine unbekannte und unerforschte Grösse mehr, sondern er ist dein Erbarmer, der dich liebt. Jakob hiess die Stätte Pniel, zu deutsch: Angesicht Gottes. Hier hat ihm Gott sein Antlitz, das heißt sein eigentlichstes und innerstes Wesen, seine Gnade, geoffenbart. Die Hand Gottes drückt seine Macht aus. Im Angesicht leuchtet seine Liebe. Gott ist Liebe.